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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 2<br />

das Datenmuster der „asymmetrischen Selbstüberschätzung“<br />

erwarten (vgl. Diskussion zu<br />

Mullen & Hu, Miller & Gross <strong>und</strong> Abb. 2_36). 61<br />

Die inhaltlichen Erklärungen von Kruger &<br />

Dunning sind möglicherweise witzig, jedenfalls<br />

sind sie wenig sparsam. Für die von kompetenten<br />

Personen vorgenommene leichte Unterschätzung<br />

der eigenen Position in der Gruppe (Abb. 2_38<br />

rechts) wird von Kruger & Dunning (1999) der<br />

False Consensus verantwortlich gemacht, der bei<br />

der kompetenten Teilstichprobe eben zur Überschätzung<br />

der Leistungen der Peers führt:<br />

Die Schlechten irren sich über sich selbst, die Guten irren sich über die Anderen!<br />

Kruger & Dunning (1999) diskutieren die Regression zur Mitte auch selbst,<br />

verwerfen diese Erklärung aber, weil sie allein nicht zur Erzeugung des Bef<strong>und</strong>musters<br />

ausreicht; die Kombination mit dem Better-than-Average Effekt hatten<br />

sie nicht bedacht. Krueger & Mueller (2002) unternehmen zur F<strong>und</strong>ierung ihrer<br />

Kritik allerdings ebenfalls erheblichen Zusatzaufwand: Mit einer eigenen Operationalisierung<br />

der beiden Erklärungskonstrukte (False Consensus als Korrelation<br />

über die Items innerhalb jeder Person, metakognitive Kompetenz als individuelle<br />

Korrelation von Urteilssicherheit <strong>und</strong> Akkuratheitsdifferenz) können Krueger<br />

& Mueller (2002) ähnliche eigene Daten nicht aufklären; die „Asymmetrie der<br />

Schätzfehler“ verschwand aber, wenn das aus der Reliabilität berechnete Regression-zur-Mitte<br />

Artefakt abgezogen wurde; übrig bleibt der generelle Better-than-<br />

Average Effekt 62 . In der Erwiderung auf die Kritik reanalysieren Kruger & Dunning<br />

(2002) ihre Daten von 1999 noch einmal <strong>und</strong> zeigen, dass nach Reliabilitäts-Korrektur<br />

für reliablere Skalen eine Überschätzungsasymmetrie verbleibt<br />

(was bei einem Mittelwert über 50 <strong>und</strong> einer selbst nach Reliabilitätskorrektur<br />

suboptimalen Akkuratheitskorrelation so sein muss). Weiter verweisen sie auf<br />

ihre 1999 durch experimentelle Manipulation (einerseits der Kenntnisse über die<br />

Peer-Leistung <strong>und</strong> andererseits des Metawissens 63 ) abgesicherten Bef<strong>und</strong>e. 64 Un-<br />

61 Monin & Norton (2003:564) präsentieren ein zu Abb. 2_38 ähnliches Bef<strong>und</strong>muster mit der<br />

Zeitachse als Ordinate, mit der das direktperspektivisch erhobene Verhalten stark variiert, die<br />

metaperspektivisch Schätzung moderater, die Kritik war oben bereits angebracht worden.<br />

62 der eben trotz mittlerer Akkuratheitskorrelation so stark ist, dass das untere Quartil der Stichproben<br />

von Kruger & Dunning seine Leistungen immer noch auf oder über dem 50ten Perzentil<br />

vermutete!<br />

63 Die Experimentalgruppe wurde nach dem Wason-Test über Syllogismen belehrt <strong>und</strong> war anschließend<br />

in der Leistungsschätzung – aber natürlich auch der Leistung – besser.<br />

116<br />

Prozentrang<br />

30 40 50 60 70<br />

tatsächliche Leistung<br />

tatsächliche<br />

Leistung<br />

geschätzte<br />

Leistung<br />

Abb. 2_38: Skizze des Hauptbef<strong>und</strong>s<br />

von Kruger & Dunning(1999)

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