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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 4<br />

Die exemplarischen Ergebnisse in Tab. 4_12 zeigen das aus der Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

zur Personwahrnehmung bekannte Phänomen geringeren Halo-Effekts<br />

in Selbsteinschätzungen (ausführlich Kap. 4.1.3), das mit dem Actor-Observer<br />

Bias in direkter Verbindung steht (Kap. 2.2, vgl. z.B. die erste Studie in Nisbett<br />

1973). Interessanterweise könnte sich die Hypothese der höheren Differenziertheit<br />

von Vorgesetzten- gegenüber Peer- <strong>und</strong> Mitarbeiter-Urteilen bewähren.<br />

Scullen et al. (2000) liefern in ihrer LISREL-Varianzzerlegung, über die<br />

weiter unten berichtet wird, eine Schätzung der idiosynkratischen nicht-Halo-<br />

Anteile jedes Raters (üblicherweise der ,Messfehlerterm‘): in den Selbstbildern ist<br />

neben den mit anderen Beurteilern übereinstimmenden Anteilen <strong>und</strong><br />

idiosynkratischem Halo auch mehr dimensionsspezifische Varianz vorhanden<br />

(im Bogen ,Profilor‘ 15% gegenüber 8-10%). Starke Halo-Effekte verringern die<br />

Inhaltsvariation von Mittelwertsdiskrepanzen <strong>und</strong> auch von Übereinstimmungsmaß<br />

auf der Ebene der Skalen. Die im Folgenden besprochenen<br />

Übereinstimmungsergebnisse auf der Ebene des Gesamtwerts hingegen<br />

profitieren von hohem Halo-Ausmaß.<br />

4.2.2.3 Zu Bedingungen des Urteilerkonsens <strong>und</strong> der Selbst-Fremd-Übereinstimmungskorrelation<br />

Für die Modellierung von Urteilerkonsensus in der Personwahrnehmung (Konsens<br />

aus externer Perspektive gemäß Kap. 1.2) sind F<strong>und</strong>ers (RAM 1995) <strong>und</strong><br />

Kennys Modelle (WAM 1991, 1994 bzw. PERSON 1997) einschlägig, die dort<br />

angenommenen Faktoren (Kap. 4.1.3, besonders Tab. 4_6) sollen die Übereinstimmungsvorhersagen<br />

anleiten. Zunächst einmal können tatsächliche Verhaltensvariabilitäten<br />

innerhalb eines Targets durch gemeinsame Beobachtung (information<br />

overlap) <strong>und</strong> – zumindest unsystematische – durch längere Beobachtungsdauer<br />

(acquaintance) kompensiert werden. Somit sollten Mitglieder des<br />

gleichen Rollensegments untereinander stärker in der Beurteilung eines<br />

Managers übereinstimmen, als Inhaber verschiedener (getrennt agierender)<br />

Rollen (gr<strong>und</strong>lagenwissenschaftlich z.B. Abb. 4_15, Malloy et al. 1997). Bedauerlicherweise<br />

werden für die Übereinstimmung zwischen den Positionen meist<br />

andere Maße verwendet (differentielle Korrelationen der Gesamtwerte,<br />

Profilkorrelationen über Skalen, verschiedene Diskrepanzmaße) als für den<br />

Binnengruppenkonsens (Intraklassenkorrelationen, deren Koeffizienten niedriger<br />

ausfallen als Produkt-Moment-Korrelationen). Eine Ausnahme findet sich bei<br />

Scullen et al. (2000): Je zwei nachgeordnete Mitarbeiter, zwei Peers <strong>und</strong> zwei<br />

Vorgesetzte von über zweitausend Führungskräften stimmen mit dem jeweiligen<br />

Kollegen etwas besser überein als mit Personen in anderen Positionen (mittleres<br />

r=.32 gegenüber r=.22). Auf Informationsüberlappung <strong>und</strong> Beobachtungsdauer<br />

kann wohl auch die von Moser (1999) diskutierten Übereinstimmungsmoderatoren<br />

Organisationsgröße bzw. Kontrollspanne zurückgeführt werden.<br />

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