05.10.2013 Aufrufe

Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kapitel 2<br />

vistische‘, sie allein aus der Aktivierung <strong>und</strong> temporären Zugänglichkeit<br />

bestimmter Repräsentationsanteile <strong>und</strong> zusätzlicher Anwendungsmoderatoren zu<br />

erklären (vgl. das Venn-Diagramm in Abb. 2_19). Andere Forschergruppen<br />

hingegen argumentieren, „that it is time for a return to more motivational<br />

approaches to social psychological phenomena“ (Dunning 1999:2). Das m.E.<br />

stärkste Argument für den Ansatz des motivated thinking liegt in seiner<br />

Möglichkeit, zielorientiertes Handeln abzubilden <strong>und</strong> damit der Handlungstheorie<br />

zu helfen, einen zu mechanistischen Kognitivismus (Graumann 1988) zu<br />

überwinden. In Anwendung des Habermasschen Toleranz-Gebots, mit dem in<br />

Kap. 1.1 eine wichtige mit dem Perspektivenübernahmekonstrukt verb<strong>und</strong>ene<br />

gesellschaftliche Hoffnung benannt wurde, folgt vielleicht auch, dass motivationale<br />

Annahmen aus der Erklärungsvielfalt nicht einfach eliminiert werden<br />

,dürfen´ (falsifiziert sind sie ja nun gerade nicht). Ein erstes Zwischenfazit kann<br />

daher die Notwendigkeit des Zusammenwirkens unterschiedlicher <strong>theoretische</strong>r<br />

Ansätze nicht ausschließen.<br />

Komplexitätsreduktion muss dann auf andere Weise erreicht werden:<br />

zunächst, indem auf der Ebene der Bef<strong>und</strong>e begonnen wird. Mit den<br />

Überschriften von Kap. 2.1 <strong>und</strong> 2.2 wurde die einfachste Bef<strong>und</strong>gliederung<br />

bereits vorgenommen: Beschrieben wird die Annäherung von eigenen <strong>und</strong> bei<br />

anderen vermuteten Merkmalen, Wissensbestandteilen oder Meinungen, sowie<br />

deren Unterschiedsakzentuierung. Annäherung <strong>und</strong> Assimilation auf der einen<br />

Seite, Kontrast <strong>und</strong> Akzentuierung auf der anderen, sind häufig verwendete<br />

Vokabeln für gegenläufige Bef<strong>und</strong>e; es liegt also nahe, zunächst die bipolare<br />

Eindimensionalität von Assimilations-Kontrast Modellen zugr<strong>und</strong>e zu legen:<br />

Die Egozentrizität im False Consensus Effekt, die Stimulus- oder<br />

Situationsattribution eigenen Erlebens <strong>und</strong> Handelns inclusive Overconfidence,<br />

sowie der Hindsight Bias sind Assimilations- Bef<strong>und</strong>e. Der False Dissensus, die<br />

Pluralistic Ignorance, Third-Person <strong>und</strong> Better-than-Average Effekte auf<br />

Person- oder Gruppenebene sind Akzentuierungen (vgl. Tab. 2_3). Der Actor-<br />

Observer-Bias in der Erklärung von Ross <strong>und</strong> die Intergruppendiskriminierung<br />

in der Erklärung von Mummendey (s. Text zu Abb. 2_34) werden komplizierter<br />

einzuordnen sein.<br />

„However, whereas social projection revealed an excessive belief in self-other-similarity,<br />

biases in psychological inferences tend to reveal, if anything, a failure to take into account<br />

one’s own experience when imagine that of others“ (Monin & Norton 2003:561).<br />

Nach dieser – sehr groben – Bef<strong>und</strong>kategorisierung stellen sich zwei Fragen,<br />

die vor der weiteren Integration geklärt werden müssen. Die erste betrifft die in<br />

Assimilations-Kontrast-Modellen gesetzte Asymmetrie zwischen Stimulus oder<br />

Vergleichstarget auf der einen Seite <strong>und</strong> Anker, Vergleichslevel, -standard oder -<br />

referent auf der anderen.<br />

127

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!