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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 2<br />

meinpsychologische False Consensus Korrelation bei Krueger & Clement<br />

(1994:599) nicht erniedrigt.<br />

Insgesamt scheinen motivationale im Vergleich zu anderen Erklärungstypen die<br />

Inhaltsdimensionen der Zuschreibungen stärker in die Vorhersage einbeziehen zu<br />

müssen: insbesondere diejenige der Valenz. Inhalte, für die Mehrheitsverteilungen<br />

vermutet werden sollen, lassen sich grob in Evaluatoren (valenzbesetzte Dimensionen<br />

wie sozial erwünschte Traits, Fähigkeiten <strong>und</strong> moralische Haltungen) <strong>und</strong><br />

Deskriptoren (neutral oder zumindest uneinheitlich bewertete Meinungsinhalte, Wissensbestandteile<br />

<strong>und</strong> ,Geschmacksurteile‘) aufteilen. Da nach der Stereotypenkonsistenz-Hypothese<br />

positiven Targetgruppen positive Eigenschaften auch dann<br />

zugeschrieben werden sollten, wenn die urteilende Person sich diese nicht selbst<br />

zuschreiben kann, sollte der False Consensus P[Px] ° P[Ox], so leiten Marks &<br />

Miller ab, für Evaluatoren geringer ausfallen. Vorhersagekonform finden Shermann,<br />

Chassin et al. (1984, z.n. Marks & Miller 1987:82) mit positiv bewertete Targetgruppen<br />

größeren False Consensus für Deskriptoren als für Evaluatoren: Auch wer<br />

sich selbst als ungeduldig wahrnimmt, schreibt der Ingroup Geduld zu, eine Projektion<br />

der eigenen Nachteile würde das positive Stereotyp der Ingroup stören. Ebenfalls<br />

hypothesenkonform fand die Metaanalyse von Mullen et al. (1985:279) für<br />

Kenntnisfragen (factual information) die stärksten False Consensus Effekte. Es liegen<br />

hier somit zwei motivationale Kräfte im Konflikt, das Motiv der Selbstrechtfertigung<br />

<strong>und</strong> das der evaluativen Konsistenz von Stereotypen über Gruppen.<br />

Die oben von O´Mahony (1984:52f) zitierten assumed similarity Bef<strong>und</strong>e bei<br />

experimenteller Selbstwert-Manipulation widersprechen dem jedoch. Sollte der<br />

False Consensus für Evaluatoren vielleicht nur dann geringer ausfallen, wenn die<br />

Selbstbewertung hier bereits eindeutig (positiv oder negativ) repräsentiert (independent<br />

self) <strong>und</strong> somit Festingers Validierungsmotiv nicht mehr aktiviert ist?<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> interpretieren Marks & Miller (1987:83f) den Bef<strong>und</strong><br />

von Wagner & Gerard (1983) eines höheren Konsensratings für werthaltige (politische)<br />

Meinungen als für die Zustimmung zu (wahren aber wohl schwierigen)<br />

Sachaussagen. Nach der an die Balance-Theorie gemahnenden Argumentation von<br />

Wagner & Gerard sind Vergleich <strong>und</strong> Konsens über werthaltige Meinungen für<br />

die Selbstabsicherung relevanter als die abgefragten Sachkenntnisse. Vielleicht<br />

sind sie darüber hinaus auch in die Ingroup stärker normativ bindend? Und vielleicht<br />

haben Studierende über die Themen der wertbezogenen Aussagen (z.B. ob<br />

China nicht ebenso ,worse‘ sei, wie die (damalige) UdSSR) in der Vergangenheit<br />

einfach häufiger miteinander in homogenen Teilgruppen konsensual diskutiert?<br />

Die Soziale Erklärung<br />

Im methodischen Abschnitt 2.1.2 wurde der Bef<strong>und</strong>, ein selbstinkludierendes<br />

Kollektiv als ähnlich zu sich selbst einzuschätzen, als Ergebnis rationaler Induktion<br />

diskutiert. Der soziale Erklärungstyp wendet sich auf <strong>theoretische</strong>r Ebene<br />

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