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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 4<br />

oder negativen Darstellungen einer Beziehung in allen ihren perspektivendifferenzierten<br />

Kognitionen aufgezeigt wurde (sog. ,+++..+‘-Muster). 7<br />

Die ,abbildende‘ Informationsverarbeitung in der Verhaltenswahrnehmung<br />

<strong>und</strong> in der Kommunikation aus der linken Hälfte von Abb. 4_4 besitzt die<br />

größte Affinität zum Experiment <strong>und</strong> zur Simulation von Computermodellen<br />

kooperierender Automaten. Abb. 4_5 zeigt links das Modell der ,Wissensrepräsentierenden<br />

interagierenden Systeme‘ (Müller 1993:35-39): einer Dyade aus<br />

Automaten, die sowohl ihr eigenes Verhalten, V P→ P[V P] (Selbstprotokoll), als<br />

auch das des anderen repräsentieren, V O→ P[V O] (Fremdprotokoll). Zur Korrektur<br />

der im Modell aufgr<strong>und</strong> distalen ,Rauschen‘ jeweils ungenauen<br />

Repräsentationen wird ein Kommunikationskanal eingeführt, über den sich die<br />

Akteure ihre Fremdwahrnehmung mitteilen <strong>und</strong> diese Kommunikationen in<br />

einem ,Rückmeldeprotokoll‘ repräsentieren: O[V P] → O:„O[V P]“ → P[O[V P]].<br />

Das Rückmeldeprotokoll ist eine Metaperspektive. Obwohl es wegen der<br />

zweifachen (<strong>und</strong> ja potentiell verrauschten) Repräsentation des offenen<br />

Verhaltens „über den geringsten Informationsgrad verfügt“ (Müller 1993:37),<br />

soll zur Korrektur des Selbstprotokolls ein Vergleich vorgenommen werden, der<br />

„die in beiden Protokollen vorhandenen Informationen miteinander<br />

kombiniert“: Die Dyade besitzt damit eine „wechselseitige (Aktor-externe)<br />

Feedback-Struktur“ (a.a. O.), es lassen sich Hypothesen zur interpersonellen<br />

Perspektivenkorrelation<br />

ableiten (Abb. 4_6).<br />

Abb. 4_5: Links das<br />

Automatenmodell<br />

,Wissensrepräsentierender<br />

interagierender Systeme‘ (Müller<br />

1993:38, in der Notation adaptiert:<br />

P Person, O other person, V P/O<br />

Verhalten von P oder O, „...“<br />

Kommunikation). Rechts eine um<br />

die Selbstöffnung erweiterte<br />

Kommunikation.<br />

7 Da mit den Pfeilen in Abb. 4_4 Kausalität behauptet wird, ist die Reanalyse von Fragebogendaten<br />

– <strong>und</strong> „nur über eine Selbstbeobachtung .. [kann] eine Abbildung der sozialperspektivischen<br />

Kognition der Meta-Ebene im Sinne des MEADschen ,me‘ erhoben werden“<br />

(Fassheber et al. 1995:2; vgl. Fassheber 1977) – verleitet, die Kausalitätsrichtung über Pfad-<br />

oder Strukturgleichungsmodelle zu entscheiden. Die Pfeilrichtung (ceteris paribus) würde über<br />

einen Varianz-Vergleich bestimmt: der den vergleichenden Fit erhöhende Pfad startet mit der<br />

Variable höherer <strong>und</strong> ,erklärt‘ die Variable geringerer Varianz. Aus Kapitel 2.2.2 ist bekannt,<br />

dass Metaperspektiven oft geringere Varianz enthalten, als Vermutungen konservativer oder<br />

vorsichtiger sind – soll dies aber bereits genügen, um sie als abhängige Variable der direktperspektivischen<br />

Repräsentation <strong>und</strong> damit das Modell des Symbolischen Interaktionismus zu<br />

diskreditieren?<br />

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