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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 6<br />

Die Ermittlung von Voraussetzungen <strong>und</strong> Erleichterungen der Akzeptanz von<br />

Maßnahmen kontrollierter Perspektivenübernahme, stellt ein schon recht spezielles<br />

Gebiet der <strong>Sozialperspektivität</strong>sforschung dar. Böhmg-Krumhaar,<br />

Staudinger & Baltes (2002) verweisen mehrfach auf die Reaktanz Erwachsener<br />

gegenüber Versuchen, ihrer Lebenserfahrung <strong>und</strong> pragmatischen Expertise die<br />

Präskription von Perspektivenwechseln gegenüber zu stellen. In dem hier<br />

relevanten Kapitel 4.2.2.4 konnte nur über die Prüfung von differentiellen<br />

Hypothesen berichtet werden. Akzeptanz <strong>und</strong> Reaktanz sind Folgen<br />

wahrgenommener Legitimität. Legitimitäts-Bewertung wurde oben als Vergleich<br />

mit den Standards der übergeordneten Kategorie, als mehrgliedriges<br />

Perspektivenprodukt definiert (Abb. 6_1).<br />

Gesellschaftliche Werte <strong>und</strong> das semantische Problem: Wenn antizipierte Auswirkungen<br />

kommunikativer Handlungen trotz kontrolliert eingeleiteten Perspektivenwechsels<br />

(im Fall von Pilotstudie XIV durch die Versuchsleitung, im<br />

intendierten Anwendungsbereich durch die PR-Verantwortlichen) mit den<br />

tatsächlichen Rezipienten-Interpretationen wenig korrespondieren, wird neben<br />

einer eventuell divergierenden Interpretation der Situation oder divergierenden<br />

Attribution von Intentionen, also klassisch inakkurater Perspektivenübernahme,<br />

das Problem der Interpretationsunterschiede von in der Kommunikation<br />

verwendeten Bezeichnungen hinzutreten (,identische Bedeutung? ‘ Wurm 1972,<br />

,differential construal‘ Ross et al. 1977a, Interpretationsschwelle, Witte 1978:75,<br />

,similar semantic meaning systems‘ Kenny 1994). Nicht nur Situationen,<br />

Beziehungen, Personen oder Intentionen, sondern auch die zu ihrer Kommunikation<br />

verwendeten Formulierungen werden perspektiven-systematisch interpretiert.<br />

Das semantische ist ein gr<strong>und</strong>legendes Problem. Beispielsweise ist es für<br />

die vielleicht a priori gegebene Unmöglichkeit verantwortlich, eine Differentialdiagnose<br />

der Bruggemannschen Arbeitszufriedenheitsformen über ,augenscheinvalide‘<br />

Items zu erreichen (Kap. 2.4.2) 11 . Als spezielles methodisches Problem der<br />

Sozialperspektivischen Beziehungsdiagnostik wurde das semantische in dieser Arbeit<br />

häufig erwähnt: Wurm (1972:592) hatte Laings Ehediagnostik (Kap. 4.1.1)<br />

kritisiert: dass „ich mir den Kopf für ihn zerbreche“ kann für sie ein Ausdruck<br />

ihrer Liebe, dass „sie sich den Kopf für mich zerbricht“ für ihn unerträgliche<br />

Gängelei sein. Witte (1978) hatte das Problem im Zusammenhang mit dem<br />

Risky-Shift diskutiert: ändern Teilnehmer während einer Gruppendiskussion ihre<br />

Einstellung oder ändern sie gemäß Helsons dynamischem Adaptionslevel nur<br />

die Bewertungsschwellen, oberhalb derer ein Sachverhalt als unmoralisch-feige<br />

bzw. als unmoralisch-verantwortungslos (vgl. Abb. 3_8) gilt? An der beziehungsdiagnostischen<br />

Studie von Bruhn & Murmann (1999, Murmann 1999, s. Kap.<br />

5.1.2) ließ sich die vollständige Missachtung des Problems, an Pennys (2001, hier<br />

11 Dass Bruggemann et al. (1975) die Situationsumdeutung <strong>und</strong> die Anspruchsniveau-Änderung<br />

nicht getrennt formulieren konnten, hat damit ebenfalls bereits zu tun.<br />

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