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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 4<br />

4.1 Sozialperspektivische Teamentwicklung<br />

4.1.1 Gr<strong>und</strong>lagen sozialperspektivischer Beziehungsdiagnostik<br />

Während Kap. 1.3 das ,Problem des Fremdpsychischen‘ anhand der potentiellen<br />

Perspektivendivergenz konkret anwesender Personen oder zumindest zeichenvermittelt<br />

vorgeführter Andere einführte (Brunswik & Reiter, Heider & Simmel),<br />

haben sich Kapitel 2 <strong>und</strong> Kap. 3 (Ausnahme: Studie VIII) mit der Vermutung<br />

der Verhaltensbereitschaft, Meinung oder Werthaltung von Gruppen oder<br />

abstrakteren sozialen Kategorien beschäftigt. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der sehr<br />

allgemeinen Theorie kognitiver Balance ist dies fruchtbar gewesen: die ,Others‘<br />

können signifikante Andere, Bezugsgruppen <strong>und</strong> den generalisierten Anderen im<br />

deutschen „man...“ abbilden, die bei solchen Others vermuteten Meinungen<br />

stellen Bezugssysteme Öffentlicher Meinung her. Die Öffentliche Meinung über<br />

eine Person wird als ihr Ruf oder ihre Reputation bezeichnet. Die mit der<br />

metaperspektivisch wahrgenommenen Reputation vermuteten Erwartungen an<br />

die eigene Position schaffen soziale Verpflichtung: in der POX-Triade werden<br />

Sozialperspektiven durchaus handlungswirksam. Kapitel 2 beschrieb, wie die<br />

PO-Relation zwischen assimilativer <strong>und</strong> akzentuierender Perspektivendiskrepanz-Regulation<br />

moderiert. Die autopoetischen Eigenschaften des kognitiven<br />

Systems können die Akkuratheit von Metaperspektiven in Frage stellen. Sie<br />

bleiben dabei, wie Kap. 3 zeigte, nicht ohne Auswirkung: die Wahrnehmung der<br />

Situation oder Beziehung wird zum sozialperspektivischen Bestandteil des<br />

kognizierten Value-Fit, P*[x] ° P[O*[x]].<br />

Während sich mit der POX-Schablone auch eine der beiden von W. James<br />

<strong>und</strong> G.H. Mead eingeführten Funktionen metaperspektivischen Denkens beschreiben<br />

lässt, die der Identitätsbildung P[O[P]] => P[P], bzw. P[O[P]] ° P[O]<br />

= P[P], wird die zweite Funktion, die der strategischen Handlungsplanung, mit<br />

P[O[x]] ° P[O] = P[x] nur unzureichend beschrieben: die bei den O vermutete<br />

Bewertung von X kann ja nicht nur –beziehungsmoderiert – zurückgewiesen<br />

oder übernommen werden, sondern sie kann, sozial-kognitiv funktional, in eine<br />

Veränderung eigener initialer Handlungspläne einbezogen werden. Die höfliche<br />

aber auch eigennützige Entscheidung, den schwer bepackten Gegenüber zuerst<br />

die Tür passieren zu lassen <strong>und</strong> sie ihm dazu auch noch zu öffnen (Geulen<br />

1982:53f), lässt sich in Heiders System nicht (bzw. nur noch sehr umständlich)<br />

darstellen.<br />

In Persönlichkeits- <strong>und</strong> Team-Entwicklungsverfahren, die den Anwendungsinhalt<br />

von Kapitel 4 bilden, wird neben bindungsfördernder Ähnlichkeit (vgl.<br />

Kap. 3.4) die identitätsbezogene Metaperspektive P[O[P]] aber doch für das<br />

Modell sozial-strategischen Handelns verwendet: Kann eine Person ihre Wirkung<br />

auf andere, das Fremdbild der anderen von ihr akkurat einschätzen, P[O[P]] ≈ O[P],<br />

dann wird sie in ihren Plänen auch die prospektiven Reaktionen der anderen<br />

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