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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 2<br />

oder über eine Umdeutung der Situationsbewertung eine „Pseudozufriedenheit“<br />

zu erreichen: die Relevanz der Arbeitssituation nimmt ab. Wem aktives Coping<br />

möglich bleibt, befindet sich im Zustand der „konstruktiven Arbeitsunzufriedenheit“.<br />

Nur konstruktiv-unzufriedene (<strong>und</strong> progressiv-zufriedene) Mitarbeiter<br />

tragen zur objektiven Verbesserung de Arbeitsbedingungen bei <strong>und</strong> können auf<br />

diesem Weg der externen Perspektivendiskrepanz-Regulation nicht nur ihre<br />

eigene sondern auch die Bilanz ihrer Kollegen verbessern. Fixierte Unzufriedenheit<br />

<strong>und</strong> stabilisierte Zufriedenheit sind die beiden Attraktoren des dynamischen<br />

Systems, die Übergänge von einer empf<strong>und</strong>enen Ist-Soll-Diskrepanz zur<br />

nicht mehr empf<strong>und</strong>enen scheinen zumindest zahlreicher, das Zufriedenheitsparadox<br />

resultierte wohl auch in einer Computersimulation.<br />

Ein Zusammenhang der Bruggemannschen Zufriedenheitsformen mit dem<br />

in der Studienserien IV aufgezeigten Diskrepanzmuster lässt sich herstellen,<br />

wenn der Soziale Vergleich der Anspruchsniveau-Regulierung vorgeschaltet<br />

wird: Wer die Kollegenmehrheit als zufriedener (oder unzufriedener) kogniziert<br />

– auch Bruggemann et al. (1975:131) hatten im Zusammenhang mit der<br />

Anspruchsniveausenkung soziale Normen in Betracht gezogen – muss seine<br />

Unzufriedenheit (oder Zufriedenheit) internal attribuieren (geringer Konsens im<br />

Kovariationsschema Kelleys), z.B. auf ein zu hohes Anspruchsniveau, aus P[x]<br />

wird P[P] (vgl. Abb. 2_3 <strong>und</strong> die Diskussion zu Abb. 2_33). Die erlebte eigene<br />

Devianz legt eine Anspruchsniveau-Änderung, seine Senkung im ersten (<strong>und</strong><br />

Erhöhung im zweiten) Fall nahe. Aus dieser internen assimilativen Perspektivendiskrepanz-Regulation<br />

resultiert die soziale Konvergenz in der Bezugsgruppe.<br />

Wenn es gelingen sollte, die Arbeitszufriedenheitsformen während ihrer<br />

Umbildung zu diagnostizieren (die Zustands-Diagnostik ist das konzeptionell<br />

größte Problem dynamischer Modelle, z.B. Neuberger & Allerbeck 1978:167),<br />

dann sollten Resignativ-Zufriedene schon gleiche oder noch höhere Zufriedenheit<br />

bei den Kollegen wahrnehmen, Progressiv-Zufriedene schon gleiche oder<br />

noch geringere – was nach den bisherigen Ergebnissen der Studienserie IV<br />

sowie nach den Bef<strong>und</strong>en Taylors die häufigere Konstellation sein müsste: Better<br />

than Average ist progressiv.<br />

Da die Situationsumdeutung von der Anspruchsniveau-Senkung <strong>und</strong> damit<br />

Pseudo-Zufriedene von Resignativ-Zufriedenen von Bruggemann empirisch<br />

nicht getrennt werden, <strong>und</strong> die Vermutung von Zufriedenheit der Kollegen auch<br />

eine Situationsumdeutung unterstützt, kann die vorhergesagte Rangfolge der<br />

Perspektivendiskrepanz für die drei verbleibenden Zufriedenheitsformen<br />

beibehalten werden.<br />

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