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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 2<br />

Targets beschreiben 31. Überzeugendes, da kausal prüfbares Argument für die Targetzugänglichkeitserklärung<br />

ist die Möglichkeit der experimentelle Manipulation<br />

der temporären Salienz einzelner Personen im zu schätzenden Kollektiv. Für die<br />

Lenkung der aktuellen Aufmerksamkeit auf ein Exemplar der mentalen Stichprobe<br />

sind Experimente der Arbeitsgruppe von Zuckermann bekannt, die auch zur<br />

Aufmerksamkeitserklärung des Actor-Observer Bias (Storms 1973) beitrugen.<br />

Zuckerman et al. (1982 z.n. Mark & Miller 1987) haben in einem False Consensus<br />

Experiment die relevante Meinungsäußerung eines Mitglieds der späteren<br />

Targetkategorie entweder in Videobild <strong>und</strong> Ton vorgeführt, oder nur im Tonkanal,<br />

während das Bild den Interviewer zeigte (UV1). Die vom Targetexemplar<br />

vertretene Meinung (UV2) bestimmte die bei der Gruppe zu vermutende Mehrheitsmeinung<br />

stärker, wenn UV1 für Aufmerksamkeitsfokussierung sorgte. Die<br />

Meinung der Versuchsperson selbst blieb hier übrigens ohne Einfluss. Generalisiert<br />

werde, folgern die Autoren, somit nicht unbedingt die eigene Meinung (Egozentrizität),<br />

sondern diejenige Meinung, auf der die Aufmerksamkeit liege. Für<br />

die interaktivere Situation der in Studie II untersuchten Behörde könnte dies eine<br />

höhere Gewichtung der (vermuteten) Vorgesetzten-Meinung in der Mehrheitsvermutung<br />

der Mitarbeiter bedeuten. Auf diesem indirekten Weg hätten die<br />

Führungskräfte ihre Akkuratheitskorrelation durch naivere Konsens-Vermutung<br />

leicht steigern können, differentielle Varianz in der Metaperspektiven-<br />

Akkuratheit muss nicht allein auf die kognizierende Person zurück gehen.<br />

In den psychologischen Experimenten werden Informationen angeboten,<br />

um die Art ihrer Verarbeitung nachzuweisen. Auch die oben zur externalen<br />

Attribution von Misserfolgen genannte Studie von Sherman, Presson et al. (1984<br />

z.n. Marks & Miller 1987:78) zeigte, dass Studierende die aktuelle Information<br />

über das Leistungsergebnis eines einzelnen (beliebigen) Kommilitonen zur Korrektur<br />

ihrer Aufgabenschwierigkeitseinschätzung verwendet haben. Die ebenfalls<br />

schon genannten Studien von Krueger & Zeiger (1993) <strong>und</strong> Krueger & Clement<br />

31 Das Konstrukt Zugänglichkeit (in den 70er Jahren Kahneman & Tverskys availability, in den<br />

80ern Wyer & Sculls accessibility) bezeichnet zumeist die Leichtigkeit, mit der ein Gedächtnisinhalt<br />

abgerufen <strong>und</strong> zur Informationsverarbeitung genutzt werden kann. Was nicht im Gedächtnis<br />

enthalten ist, ist nicht zugänglich. Solange Fußgänger beispielsweise nicht wissen, dass Autofahrer<br />

aufgr<strong>und</strong> der Innenbeleuchtung des Wagens weniger dunkeladaptiert sind als sie selbst,<br />

müssen sie ihre nächtliche Erkennbarkeit überschätzen (Allen et al. 1969 u. Shinar 1984, b.z.n.<br />

Leibowitz 1996:369). Die Begriffsverwendung wurde auf die temporäre Zugänglichkeit von<br />

Wissensinhalten im Arbeitsgedächtnis ausgeweitet. Ihr Ausmaß variiert differentiell <strong>und</strong> allgemeinpsychologisch<br />

mit der Nutzungshäufigkeit (chronische Zugänglichkeit) <strong>und</strong> mit der aktuellen,<br />

situationsbedingten Aktivierung des Wissensinhalts (situative, temporäre Zugänglichkeit<br />

z.B. durch Primes). Bargh et al. (1986) haben für Priming-Aufgaben gezeigt, dass chronische<br />

<strong>und</strong> temporäre Zugänglichkeitserhöhungen additiv zusammenwirken (also meist keinem Interaktionseffekt<br />

unterliegen). Vor den 70er Jahren wurden mit ähnlicher Intension Begriffe aus<br />

dem Vokabular der Aufmerksamkeitsforschung verwendet, z.B. der des Fokussierens. Der<br />

ebenfalls verwendete Term der Salienz entstammt der Wahrnehmungspsychologie, die Figur<br />

ist vor dem Gr<strong>und</strong> salient.<br />

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