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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 4<br />

Auf die Verbesserung der Mitarbeiterbeurteilungen (Tab. 4_18 ,mittlere‘ Spalte)<br />

schlägt sich die Perspektiven-Übereinstimmung des Vorjahres nicht nieder. Die<br />

Fremdbilder zeigen hauptsächlich Autokorrelation, der schwach-positive Beitrag<br />

des Manager-Selbstbilds zur Fremdbildverbesserung kann auf Multikollinearität 50<br />

<strong>und</strong> geringe Reliabilität der Mitarbeiterurteile (vgl. oben), oder auf eine, hinter<br />

hohen Selbsteinschätzungen <strong>und</strong> steigenden Mitarbeiterurteilen verborgende<br />

Drittvariable wie bspw. zwischenzeitliche Aufgabenveränderungen zurückgeführt<br />

werden. Auch damit steht er noch im Widerspruch zu der allerdings wohl extremen<br />

Erfolgs-Regression von Atwater et al. (1998, hier Tab. 4_17, Abb. 4_36).<br />

Atwater et al. (1998:594) berichteten aus ihren 360°-Feedback Sitzungen<br />

anekdotisch, dass Führungskräfte mit bescheidenem Selbstbild <strong>und</strong> günstigen<br />

empfangenen Fremdbildern an dem Lob der anderen durchaus sehr interessiert<br />

gewesen seien, niedrigere Selbsteinschätzungen könnten als ein fishing for compliments<br />

verstanden werden. Eigenlob würden auch im betrieblichen Kontext von<br />

den Interaktionspartnern als bedrohlich erlebt <strong>und</strong> von ihnen auf negative Persönlichkeitseigenschaften<br />

wie Arroganz attribuiert, eine Konstellation die, sollte<br />

es sich bspw. um den Vorgesetzten handeln, der eigenen Beförderung entgegensteht.<br />

Hier wird ein Bild von der amerikanischen Organisationskultur<br />

gezeichnet, das ihrem Ideal (in europäischer Perspektive) wenig entspricht. Und<br />

auch den Erwartungen der Autoren wohl nicht, weshalb sie sich von ähnlichen<br />

Studien mit objektiven Outcome-Maßen andere Ergebnisse erwarten.<br />

Eigentlich hätte man von den Daten in Johnson & Ferstl (1999) auch<br />

erwarten können, dass sich Wiederholungsteilnehmer durch zurückgenommene<br />

Selbstbilder <strong>und</strong>/oder sogar günstigere Fremdbilder von Erstteilnehmern<br />

auszeichnen, da beide Wirkungen als Mittelwertsmuster zwischen zweiter <strong>und</strong><br />

dritter Messung betont wurden (Abb. 4_39). Die entsprechenden Regressionsterme<br />

(Tab. 4_18 rechts) blieben jedoch unbedeutend.<br />

Besonders instruktiv ist hier die Arbeit von Atwater, Waldman, Atwater &<br />

Cartier (2000), in der zum ersten mal eine experimentelle Methodik eingesetzt<br />

wurde, um die Feedback-Wirkung als ursächlich für Perspektivenveränderungen<br />

abzusichern. In der Wiederholungsmessung nach 10 Monaten zeigten die 43<br />

randomisiert der Kontrollgruppe (nur Messung, keine Feedback zu t1)<br />

zugewiesenen Führungskräfte keine Selbstbild-Rücknahme. Die der Experimentalgruppe<br />

(mit Feedback) zugewiesenen 53 Personen nahmen ihre Selbsteinschätzung<br />

zurück. Die ebenfalls nur für die Experimentalgruppe erwartete<br />

Fremdbildverbesserung wurde zwar nicht signifikant, das Mittelwertsmuster in<br />

50 Auch der Konsens innerhalb der Fremdbilder sendenden Mitarbeiter, den die Führungskräfte<br />

mit den Mittelwerten zusammen im Feedback-Prozess reflektieren konnten, wurde von<br />

Johnson & Ferstl (1999) untersucht. Als Moderatorvariable in der dann wieder 13 Prädiktoren<br />

umfassenden Gleichung scheiterte er an dem Multikollinearitätsproblem: niedrigere Übereinstimmungen<br />

gibt es in den üblicherweise rechtsschiefen Effektivitätsbewertungen nur bei im<br />

Schnitt niedrigen Urteilen (r≈.50, a.a.O.:297) – gerade diese allerdings sind für den Abbau von<br />

Selbstüberschätzungen <strong>und</strong> damit für die Wirksamkeit der Methode die wichtigsten.<br />

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