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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 2<br />

Itemformulierung in 1. Person Singular wurden 229 Patienten verschiedener<br />

Krankenhaus-Stationen, der Bogen mit der 3. Person Plural -Formulierung<br />

(Hamburger Fragebogen zum<br />

Krankenhausaufenthalt HFK) ein Jahr später<br />

184 Patienten auf den gleichen Stationen<br />

vorgegeben. 19 Items können zwischen den<br />

Stichproben verglichen werden, AV ist der<br />

Anteil an nicht-positiven Bewertungen<br />

(negative <strong>und</strong> unentschiedene Antwortstufen<br />

der fünfstufigen Aussagenzustimmung).<br />

Die Ergebnisse zeigen m.E. ein gemischtes<br />

Muster: bei einigen Items erzielt die Frage<br />

nach den allein persönlichen Erfahrungen stär-<br />

Abb. 2_48: Vergleich von Patientenantworten<br />

zu 19 Items in der klassischen<br />

Frageformulierung 1.-Person-Singular<br />

mit der in 3.-Person-Plural (Lecher<br />

2002:132).<br />

kere Unzufriedenheitsaussagen (unterhalb der<br />

Hauptdiagonale in Abb. 2_48). Zudem ist bei<br />

der Häufigkeitsschätzung seltener Ereignisse<br />

zur Beantwortung der 3.-Person-Plural -Fragen<br />

wohl mit deren Überschätzung durch Regression<br />

zur Mitte zu rechnen (vgl. Kap. 2.2.2).<br />

So bleibt zweifelhaft, auf welche Ursachen einzelne Antworttendenzunterschiede<br />

zurückzuführen sind 75 , auch an geteilte Stereotype über ärztliches <strong>und</strong><br />

Pflegepersonal <strong>und</strong> die darauf aufbauenden Kommunikationsnormen für<br />

Gespräche von Patienten untereinander (vgl. Pluralistic Ignorance) sollte bei den<br />

Erklärungen gedacht werden.<br />

Dennoch macht Lechers Arbeit die Notwendigkeit deutlich, dem Zufriedenheitsparadox<br />

in der Praxis der Qualitätssicherung methodisch begegnen zu<br />

müssen: nur Defizitanalysen können bei den Adressaten der Kritik Veränderungen<br />

initiieren 76 .<br />

Auch in der Arbeitszufriedenheitsforschung, deren Methodenanwendung zur Verbesserung<br />

der internen K<strong>und</strong>enorientierung in Auftrag gegeben wird, wird über eine<br />

hohe Quote von Zufriedenen („mindestens zwei Drittel“ Gebert & Rosenstil<br />

1981:69; „ca. 60-90 Prozent“, Büssing et al. 1997a:2) mit gemischten Gefühlen<br />

<strong>und</strong> Zweifeln an der Messgüte gesprochen. Eine der zum Zufriedenheitsparadox<br />

parallelen Diskussionen um zu positive Urteile hat zu einer Differenzierung von<br />

Arbeitszufriedenheitsformen geführt (Bruggemann et al. 1975): ein Teil der<br />

75 Die Formulierung zu den am stärksten im Sinne der Autorin differierenden Antwortanteilen –<br />

„Meine Behandlungs- <strong>und</strong> Untersuchungstermine wurden oft abgesagt oder verschoben“<br />

(9,2%), „Untersuchungstermine in andere Fachabteilungen werden oft verschoben“ (25%) –<br />

unterscheidet sich zudem durch den Präzisionsgrad.<br />

76 Lecher zur Praktikabilität:„in keinem Fall des Ergebnismonitorings wurde das Ergebnis als<br />

trivial oder belanglos wahrgenommen – manchmal allerdings als zu kritisch“ (2002:131). Ob<br />

dies aber auch schon für die Vorversion mit den „Ich“-Formulierungen galt, bleibt offen.<br />

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