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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 2<br />

taperspektive gelingen, die in Abb. 2_10 unterschieden wurden. Wenn in Abschnitt<br />

2.2 Gegenbef<strong>und</strong>e zum False Consensus eingeführt werden (z.B. der False<br />

Dissensus), können die hier aufgeführten Erklärungen auf ihr Potential zur<br />

Unterscheidung von assimilativer Perspektivendiskrepanzregulation im False<br />

Consensus <strong>und</strong> akzentuierender im Dissensus erneut geprüft werden.<br />

Motivationale Erklärungen<br />

Die anderen als sich selbst ähnlich zu sehen, oder auch sich als den anderen ähnlich,<br />

kann in mehrerlei Hinsicht funktional sein (Kap. 1.2). Funktionen <strong>und</strong> Ziele<br />

benennen zukünftige (positive) Konsequenzen: funktionale <strong>und</strong> motivationale<br />

Erklärungen arbeiten dann nicht mit dem kausalen, sondern mit dem finalen<br />

(„um zu“-) Schema.<br />

Sich als ähnlich mit anderen zu sehen, befriedige ein Anschlussmotiv. Nicht nur<br />

in der älteren Motivforschung gilt Murrays naff (need for affiliation) neben dem<br />

Macht- <strong>und</strong> Leistungsmotiv als wichtigstes psychologisches Bedürfnis. Ein<br />

chronisch höheres Affiliationsbedürfnis (als differentielle Variable mit einer<br />

Need for Uniqueness Scale gemessen) geht erwartungskonform mit einem höheren<br />

Ausmaß an False Consensus einher (z.B. Kernis 1983, z.n. Marks & Miller<br />

1987:77 u. Kühnen 1999:64f). Situativ aktiviert wird das Anschlussmotiv beispielsweise<br />

durch Bedrohung (vgl. die klassische ,Warte-Studie‘ Schachters 1959,<br />

z.n. Zimbardo 19834:601f), der False Consensus dient dann ,als Ersatz‘ für anwesende<br />

andere <strong>und</strong> verschafft Personen in konflikthaften Situationen „the assurance<br />

that they are not alone“ (Wolfson 2000:295). Kognitive Konflikte, besonders<br />

moralische, bedrohen den Selbstwert. Das Affiliationsmotiv, das Motiv<br />

des Selbstwertschutzes <strong>und</strong> das nach Validierung der eigenen Meinungen wirken<br />

hier oft parallel – für die Auswahl von Motivattributionen steht der Psychologie<br />

(dem Observer in externer Perspektive!) ein großer Freiraum zu.<br />

Das Validierungsmotiv wurde von Festinger in seine Theorie des Sozialen Vergleichs<br />

eingeführt: eigene Fähigkeiten können nur beurteilt werden, indem die<br />

eigenen Leistungen mit denen relevanter Bezugspersonen verglichen werden;<br />

Meinungen können als korrekt oder angemessen bef<strong>und</strong>en werden, wenn sie<br />

von möglichst vielen oder relevanten Bezugspersonen geteilt werden (ip-geteiltes<br />

Wissen, vgl. Kap. 1.1). Da vermutete Ähnlichkeit Annahmen über das Selbst<br />

<strong>und</strong> vermuteter Konsens Interpretationen mehrdeutiger Zustände (gerade solcher<br />

der Sozialen Realität) bestärken <strong>und</strong> damit ein Motiv nach korrekter Meinung<br />

befriedigen kann, bewirkt wahrgenommener Konsens die Balancierung des<br />

kognitiven Systems. Somit kommen zu den Vergleichstheorien die Konsistenztheorien<br />

hinzu. Balance ist der Terminus in Heiders POX-Modell (Kap. 1.2), die<br />

Addition konsonanter Kognitionen in Form von sozialer Unterstützung ist als<br />

einer der dissonanzreduzierenden Mechanismen in Festingers Dissonanztheorie<br />

enthalten. Der vermutete Konsens sichert auch in behavioristischer Terminolo-<br />

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