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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 3<br />

Beschreibt man einen Leistungsaustausch als (gegenseitige oder einseitige)<br />

Behebung von selbst empf<strong>und</strong>enen Mängeln, so wird eine Austauschbeziehung<br />

gerade in der Ausgangslage komplementärer Fähigkeitsprofile besondere Befriedigung<br />

versprechen. So konnte Gennerich (2001:181) in einer weiteren Studie<br />

zeigen, dass Personen mit hedonistischen Werthaltungen (unten rechts im<br />

Wertekreis, Abb. 3_7) an die Kirche den Wunsch delegieren, sich um gesellschaftliche<br />

Randgruppen <strong>und</strong> die Umwelt zu kümmern; für dieses zu ihrem<br />

persönlichen Lebensentwurf komplementäre sozialpolitische Engagement wären<br />

sie vermutlich auch zu zahlen bereit (vgl. Kap. 6). Wenn Bedürfnisse von<br />

K<strong>und</strong>en zu ihren eigenen Kompetenzen <strong>und</strong> Haltungen komplementär sind<br />

(sonst hätten sie sie sich bereits selbst erfüllt), dann wird die perfekte Ähnlichkeit<br />

eines potentiellen Geschäftspartners, inklusive gleicher Schwächen, die<br />

Beziehung scheitern lassen.<br />

Auch in der Sozialpsychologie der romantischen Beziehung wird der Ähnlichkeits-<br />

die Komplementaritätshypthese (Winch 1958, z.n. Schneider 1975:62)<br />

gegenübergestellt. In der organisationspsychologischen PE-Fit Forschung werde<br />

Ähnlichkeit (supplementary fit) <strong>und</strong> Ergänzung (complementary fit) unterschieden<br />

(Muchinsky & Monahan 1987): ein komplementärer Fit besteht zwischen<br />

dem Nachfragenden <strong>und</strong> dem Anbietenden, wenn die Mängel an eigenen<br />

Ressourcen oder Fähigkeiten des Nachfragenden noch nicht in Bedarfe übersetzt<br />

wurden. Bedarfe sind komplementär zu Mängeln; das aus den Bedarfen<br />

übersetzte Anforderungsprofil ist zum Fähigkeitsprofil des Leistungsanbieters<br />

dann wieder über die (einfachere) Ähnlichkeit zu prüfen. Ohne diese<br />

Übersetzung sollte ein K<strong>und</strong>e besonders mit solchen Anbietern zufrieden sein,<br />

die einen komplementären Fit aufweisen.<br />

Während bspw. die Werbung eine Reihe von Hinweisen auf den<br />

Zusammenhang von Komplementarität <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enzufriedenheit liefert („Sie<br />

leben – wir erledigen den Rest“), sind empirische Studien in der Wirtschaftspsychologie<br />

hierzu rar. Eine Untersuchung von Paulin et al. (2000b) wird der<br />

eigene Studie VIII vorangestellt.<br />

Beziehungs- oder transaktionsorientierte Werthaltungen<br />

Paulin et al. (2000b) zeigen, dass die K<strong>und</strong>enbewertung von Bankleistungen im<br />

Business-to-Business Bereich zum einen von der gelebten Relationship-Orientierung<br />

der Bank, zum anderen aber auch von der Relationship-Orientierung des<br />

Betriebes abhängt, der K<strong>und</strong>e der Bank ist. Ist hier die wahrgenommene<br />

Ähnlichkeit wichtig oder sollten die Leistungsorientierung komplementär<br />

ausgerichtet sein? Abb. 3_23 zeigt das Design der Studie: Ob die Bank transaktions-<br />

oder beziehungsorientiert arbeitet, wird aus Sicht des zugeordneten<br />

Dienstleistungsberaters erfasst.<br />

202

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