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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 4<br />

oder Abb. 1_6 zur Pionierstudie von Brunswik & Reiter 1938) nimmt Kenny<br />

auf, da sie für die äußerst hohe Urteilerübereinstimmung bei sogar möglichst<br />

kurzem Kontakt zum Target verantwortlich sind: Äußerlichkeitsstereotypen<br />

wirken über perfekte Target-Stabilität gegenüber beliebigen Anwesenden (keine<br />

Verhaltensinkonsistenz stört die Beurteilung) <strong>und</strong> geteilte Interpretationsweise<br />

(Stereotypen setzen per Definition geteiltes Wissen im Sinne von Kap. 1.2<br />

voraus). In Simulationen kann Kenny (1997) daher zeigen, dass die Urteilerübereinstimmung<br />

wegen der Äußerlichkeitsstereotypen zunächst sehr hoch sein<br />

kann, bei kurzer Verhaltenbeobachtung (,Bekanntschaft‘) zunächst abnimmt<br />

(Verhaltensinkonsistenz!), <strong>und</strong> erst nach sehr langer Beobachtungsdauer<br />

(Fehlerausgleich) wieder die anfängliche Höhe erreicht. In Tab. 4_6 nicht<br />

aufgenommen ist eine von Kenny explorierte Variable des Zusammenhangs von<br />

äußerlichem, stabilem Targetmerkmal <strong>und</strong> den zu beurteilenden Verhaltenstraits,<br />

den er „kernel of truth“ des Stereotypes nennt (bspw. basieren dinghafte<br />

Symbole der Identität auf ihm). Kovariieren Äußerlichkeitsstereotyp <strong>und</strong><br />

Verhaltenstrait, kann der anfängliche Konsens-Rückgang ausbleiben. Die Simulationen<br />

zeigen, welche ungerechtfertigten Voraussetzungen in den üblichen<br />

Vorhersagen für Beziehungsdauerstudie enthalten sind. Der in Tab. 4_6 an<br />

letzter Stelle aufgeführte Faktor stellt für jedes Modell der Urteilerübereinstimmung<br />

ein echtes ,knock-down-argument‘ dar: Wenn die Urteiler über ihren<br />

Eindruck vor dessen Veröffentlichung kommunizieren, werden Target-Variablen<br />

ihre Wirkung verlieren, einfache Konvergenz sichert den Konsens. 21<br />

Zusammenfassend betrachtet ergeben die angenommenen Faktoren in ihrem<br />

Zusammenwirken schon ein recht komplexes <strong>und</strong>, wie der Vergleich von Simulationen<br />

<strong>und</strong> Daten zeigt (Kenny 1997), auch empirisch bedeutsames Modell der<br />

Urteilerübereinstimmung. Bis auf die ,assimilation‘ <strong>und</strong> die ,semantic meaning<br />

systems‘ sind die Faktoren, da sie die Erreichbarkeit von Informationen über das<br />

Target in den Vordergr<strong>und</strong> stellen, dem ,sozialen Erklärungstyp‘ aus Kapitel 2<br />

zuzuordnen. Obwohl das Modells seitens der Persönlichkeitspsychologie als ,zu<br />

sozialpsychologisch‘ (F<strong>und</strong>er 1996:278) kritisiert wird, bildet es m.E. noch keine<br />

Interpersonelle Wahrnehmung ab: inklusive die aufgenommene Kommunikation (von<br />

Beobachtern untereinander) können alle Faktoren in einer Einweg-Scheiben-<br />

Beobachtungssituation ihre volle Wirkung entfalten. Die Targets müssen nicht<br />

um die Situation des Beobachtet-Werdens wissen, keine Metaperspektiven ausbilden<br />

<strong>und</strong> nicht auf das Beobachtet-Werden oder gar die einzelnen Beobachter<br />

reagieren. Somit ergibt sich genügend Raum, die Modelle WAM <strong>und</strong> PERSON<br />

um die Besonderheiten interpersoneller Wahrnehmung <strong>und</strong> das Handeln in<br />

Gruppen zu erweitern.<br />

21 Aus dem gleichen Gr<strong>und</strong> verspricht man sich viel von kommunikativen Treatments...<br />

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