05.10.2013 Aufrufe

Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 4<br />

Kap. 2.2 <strong>und</strong> 2.3 haben allerdings damit begonnen, die psychologischen Zusammenhänge<br />

von Akzentuierung spezifischer anderer mit dem False Consensus<br />

<strong>und</strong> der Eigengruppenprojektion aufzuzeigen. In Abschnitt 4.2.2.3<br />

werden Bedingungen der Selbst-Fremd-Übereinstimmung <strong>und</strong> des Konsens<br />

innerhalb einer Position <strong>und</strong> zwischen den Rollenpositionen für Gesamtwerte<br />

<strong>und</strong> viertens, wo möglich für spezifische Inhalte besprochen. Hier wird auch die<br />

von Edwards (1994) vorgeschlagene polynomiale Regressionsgleichung (vgl.<br />

Kap. 3.2ff) zur Anwendung kommen.<br />

Vorhersagen zur Positivität der Images<br />

Rohwerte in Führungskräftebeurteilungsverfahren sollen – zumindest nach dem<br />

,realistic aproach‘ – mit der Leistung der Targetperson variieren.<br />

Urteiler-Varianz in der Positivität von Personbewertungen wird als variierende<br />

Milde (Nachsicht oder Strenge) interpretiert, wobei diese Terme bereits eine<br />

motivationale Bedingtheit der Varianz zum Ausdruck bringen wollen. In den<br />

Einleitungskapiteln einschlägiger Sek<strong>und</strong>ärliteratur wird der als Urteiler mal<br />

Target – Effekt nahezu obligatorische 360°-Bef<strong>und</strong> höherer Selbst- <strong>und</strong><br />

niedrigerer Fremdbilder denn auch meist als Selbstüberschätzung der Targetperson<br />

motivational interpretiert.<br />

Zur Vorhersage von Fremdbild-Positivität zieht die Sozialpsychologie der<br />

Sympathieentwicklung Individuation, Werteähnlichkeit (z.B. Kap. 3.4) <strong>und</strong> gemeinsame<br />

Gruppenzugehörigkeit, einfache mere exposure- <strong>und</strong> Homans´schen<br />

Kontakteffekte heran (,psychologische Nähe‘ Abb. 2_28). Haben nachgeordnete<br />

Mitarbeiter mit ihrer Führungskraft mittlerer Ebene mehr Kontakt als diese zu<br />

ihrem Vorgesetzten, langjährige Behördenkollegen untereinander mehr als<br />

Kooperationspartner in befristeten Projekten, dürfte sich stärkere Nachsicht in<br />

den Fremdbeurteilungen erwarten lassen.<br />

Aber auch die motivationale Hypothese der Selbstüberschätzung spielt eine<br />

große Rolle: Die Abwertung anderer <strong>und</strong> die vergleichende Aufwertung der<br />

eigenen Person sind basale Bef<strong>und</strong>e der meisten (in individualistischen Kulturen<br />

durchgeführten) Studien zu Selbstkonzept <strong>und</strong> Intergruppenwahrnehmung (vgl.<br />

,Better-than-Avergage‘-Effekt, Kap. 2.2.1). Im Zusammenhang mit den ,positive<br />

illusions‘ (Kap. 2.4.1) wird zwar zugegeben, dass nur ,mild distortions‘ mehr<br />

nutzen als schaden (Abb. 2_47); um positive Illusionen moderat zu halten, muss<br />

der Arbeitserfolg oder die Bezugsgruppe Feedback liefern. Jedoch: „Some<br />

potentially contradictory information never gets into the cognitive system“<br />

(Taylor & Brown 1988:202), eine Vielfalt selbstwertschützender motivationalkognitiver<br />

Prozesse sorgt dafür, dass der Adressat unbehelligt bleibt: eigene<br />

Erfolge besser als Misserfolge erinnert, eigene Leistungen nachträglich überschätzt,<br />

eigene Kompetenzbereiche in der Informationsintegration höher gewichtet,<br />

Widerspruch auf den Kommunikator atribuiert usf. Die Fähigkeit zur<br />

289

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!