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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 4<br />

„In kaum einer anderen Situation setzt man sich so gründlich mit der Orientierung<br />

eines anderen Subjekts auseinander, <strong>und</strong> versucht sein Handeln zu antizipieren, wie in<br />

einem Konflikt, <strong>und</strong> vielleicht sind manche dabei nur deshalb erfolgreicher, weil sie die<br />

Operation der Perspektivenübernahme weitgehend <strong>und</strong> differenzierter beherrschen“<br />

(Geulen 1982:66).<br />

Laings verstrickte Metaperspektiven sind zumeist inakkurat, Geulens Erfolg<br />

stellt sich nur bei akkuraten Antizipationen ein. Akkuratheit kann in der externen<br />

Perspektive des Beziehungsdiagnostikers festgestellt – oder, bei ausreichendem<br />

Vertrauen, von den Akteuren selbst kommunikativ geprüft werden.<br />

Gruppendynamik<br />

There is no psychology of groups which is not essentially and<br />

entirely a psychology of individuals! (F.H. Allport) 5<br />

In Studie II konnte die Akkuratheit des Gefühls, von den Kollegen verstanden<br />

zu werden, P[x] = P[O[P[x]] (vgl. Tab. 2_1 u. Abb. 2_15), nicht adäquat geprüft<br />

werden, da die dort untersuchten Behördenmitarbeiter nicht nach dyadischen<br />

Metaperspektiven P[Oi[x]] sondern nur nach der vermuteten Gruppenmeinung<br />

P[Og[x]] gefragt worden waren.<br />

Von einer konsequenten Gruppenpsychologie sollte die Kleingruppe sowohl<br />

aus <strong>theoretische</strong>n als auch aus methodischen Gründen in dyadische Beziehungen<br />

aufgelöst werden: Für die Theoriebildung wird zunächst die in Kap. 1.2<br />

diskutierte psychologische Position eingenommen. Verhaltensrelevanz kann nur der<br />

kognizierten Beziehung zugesprochen werden. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der soziometrischen<br />

Praxis allein von Fremdbilderhebungen bezweifelte Fassheber<br />

(1977), dass „mit einem Datenmaterial, das die Wirkung des Verhaltens einer Person (i)<br />

bei Beobachtern A darstellt (Heterostereotype vom Typ A(i)), zugleich Datenmaterial für die<br />

Erklärung des beobachtbaren Verhaltens der Person (I) selbst vorliegt“ (a.a.O:274). Um<br />

Erleben <strong>und</strong> Verhalten bewirken oder verändern zu können, muss die Wirkung<br />

auf andere von der Person selbst repräsentiert sein – daher muss zur<br />

Beschreibung <strong>und</strong> Erklärung diese Repräsentation gemessen werden: „Dies ist<br />

beim vorgestellten Fremdbild I(A(i)) der Fall“ (a.a.O. 275). Zur psychologischen<br />

Erklärung dient erst „die Abbildung der in Dyaden aufgegliederten Gruppensituation<br />

innerhalb eines psychischen Systems. .. z.B. I(i) ≠ I(A(i))“ (a.a.O.:175). Der Begriff der<br />

,Gruppendynamik‘ wird somit nicht für eine aus externer Perspektive<br />

beobachtbare Verhaltensdynamik verwendet (z.B. eP-Konvergenz oder eP-<br />

Konflikte), sondern in der Intension Lewinscher Gruppendynamik für die<br />

Dynamik der sozialen Kognitionen des einzelnen Gruppenmitglieds (Abb. 4_2).<br />

5 Helsons anspielungsreiches Zusatzargument: Wenn N Individuen je einen von N Tönen<br />

hören, gibt das noch keine die Melodie hörende Gruppe (1964:585).<br />

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