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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 6<br />

Effekt instrumentalisiert, der erzeugte Perspektivenwandel verlangt den K<strong>und</strong>en<br />

keine Metaperspektive ab; wegen des Rückschau-Fehlers (Hindsight Bias, Kap.<br />

2.1.3) wird ihnen der Rollenwandel nicht einmal mehr bewusst (bleiben).<br />

Bruhns Forderung kann neben dem Perspektivenwandel aber noch eine<br />

weitere, nur kommunikative ,Technik‘ entsprechen, die hier Perspektivenübernahme-<br />

Delegation genannt werden soll: so wie Führungskräfte Aufgaben an Mitarbeiter<br />

delegieren (nicht nur in ihrer Rolle als ergebnisorientierter ,Direktor‘, vgl. Kap. 4.2,<br />

sondern gerade auch in der als ,Mentor‘), kann ein Beziehungsmanagement dem<br />

Interaktionspartner die Perspektivenübernahme nahezulegen versuchen.<br />

Die Wirkung der Perspektivenübernahme-Delegation als kommunikative<br />

Technik wurde in einer experimentellen Pilotstudie, hier somit Studie XIV,<br />

erprobt, die Julia Herden (2003) im Rahmen ihrer Diplomarbeit durchgeführt<br />

hat. Krisenmanagement <strong>und</strong> PR-Kommunikation in Konfliktsituationen neigen<br />

gewöhnlich zu suboptimalen Verharmlosungstaktiken <strong>und</strong> euphemistischer<br />

Umdeutung: anstelle der intendierten Akzeptanz wird Reaktanz erzeugt.<br />

„Wenn staatliche Kommunikation Akzeptanz anstrebt, muß sie sich in die Perspektive<br />

ihres Publikums versetzen <strong>und</strong> fragen, was aus Sicht dieses Publikums akzeptabel ist“<br />

(Ruhrmann & Koring 1996:55).<br />

Die Botschafts-Akzeptabilität (so nennen Ruhrmann & Koring die Metaperspektive)<br />

solle durch Konflikttransparenz hergestellt werden. Ist eine<br />

Perspektienübernahme-Delegation vor diesem partizipativen Hintergr<strong>und</strong> zu<br />

manipulativ? Studie XIV testet die Wirkung von PR-Vignetten zur im Frühjahr<br />

2003 heiß umstrittenen Preisreform der Deutschen Bahn auf Rezipienten unterschiedlichen<br />

Involvements (Aggregat aus Nutzungshäufigkeit, Bahncard-Besitz,<br />

Rating des Angewiesenseins, Autobesitz). Acht Vignetten wurden erstellt, vier<br />

davon kombinieren euphemistische Inhalte (mit oder ohne ,Selbstöffnung‘ oder<br />

,Beziehungsbetonung‘); hier wird nur ein gemitteltes Ergebnis berichtet. Tabelle<br />

6_1 zeigt die Konstruktion derjenigen vier weiteren Selbstöffnungs-Vignetten,<br />

die auf den Binärfaktoren ,Beziehungsorientierung‘ <strong>und</strong> ,Perspektivenübernahme-Delegation‘<br />

variiert wurden.<br />

Abhängige Variablen wurden über Ratings zur Wirkungsbewertung, zur<br />

wahrgenommenen Wertschätzung durch den Kommunikator sowie zur<br />

vorgenommenen Arglist-Attribution operationalisiert, für die Darstellung in<br />

Abbildung 6_6 sind die Skalen zusammengefasst (10 Items, α=.91).<br />

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