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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 2<br />

ierliche Feedback der tatsächlichen Zustimmungsrate anderer (zu MMPI-Items)<br />

hat die bei ihnen vermutete Zustimmungsrate im computergestützten Experiment<br />

von Krueger & Clement (1994:598ff) ein wenig akkurater werden lassen,<br />

hauptsächlich durch Einschränkung der Extremität in den abgegebenen Vermutungen:<br />

die Akkuratheit stieg, der False Consensus ging jedoch nicht zurück.<br />

Inakkurates Metawissen wurde in Wegeners Paradigma zunächst nicht thematisiert.<br />

Jedoch: „wie beim gemeinsamen Handeln gibt es auch bei der gemeinsamen<br />

Wissensverarbeitung ,Prozeßverluste´“ (v. Cranach, 1995:39). Die Verbindung<br />

beider Forschungsbereiche leistet erst Brauner (in Vorb.); bspw. soll<br />

eine Perspektivenwechsel-Vorübung den Aufbau von ,Transactive Memory‘ in<br />

der anschließenden Gruppendiskussion erleichtern, Jung 2002). Berücksichtigt<br />

man die False Consensus Bef<strong>und</strong>e, sollte das (ja immer individuell repräsentierte,<br />

vgl. Kap. 1.2) Transactive Memory die tatsächlich Entropie in der Wissensverteilung<br />

unterschätzen; auch im organisationalen Setting ist dann mit einer Unterschätzung<br />

der Expertise der anderen zu rechnen (<strong>und</strong> mit zu niedrigen empfangenen<br />

Fremdbildern, vgl. Kap. 4.2).<br />

Hier können weiter Studien aus der Arbeitsgruppe von Krueger hinzugezogen<br />

werden, die für die Bildung von Meta-Meta-Perspektiven demonstrieren, dass<br />

Personen anderen eine False Consensus Vermutung unterstellen. Sie erschließen<br />

die Entscheidung eines anderen aus den von ihm mitgeteilten Mehrheitsvermutungen,<br />

oder seine Mehrheitsvermutung aus seiner Entscheidung. In einem<br />

mehrfaktoriellen Design in einer der Cover-Storys von Ross et al. (1977a) können<br />

Krueger & Zeiger (1993) nachweisen, dass sich die von den Versuchspersonen<br />

P vermutete Gruppenmeinung Og des anderen Oi – P[Oi[Og[x]]] – additiv<br />

aus der über den anderen mitgeteilten Entscheidung, der von der Versuchsleitung<br />

angegebenen faktischen Mehrheitsverteilung <strong>und</strong> der von der Versuchsperson<br />

selbst präferierten Entscheidung zusammensetzt:<br />

P[Oi[Og[x]]] = P[Oi[x]] + P[x] + P[Og[x]].<br />

Krueger (1998:211f) berichtet eine weitere Studie, in der zuerst der ausgefüllte<br />

Fragebogen eines (fingierten) Kommilitonen Oi[x] vorgegeben wurde <strong>und</strong> anschließend<br />

persönliche Meinung, Vermutete Mehrheitsmeinung <strong>und</strong> die beim Kommilitonen<br />

vermutete Mehrheitsmeinung anzugeben waren. Die Rekonstruktion in Abb.<br />

2_14 zeigt, dass die Probanden ihre eigene Mehrheitsvermutung P[Og[x]], die ihnen<br />

ja als die tatsächliche Gruppenmehrheit erscheint, zur Vermutung der vom anderen<br />

vermuteten Gruppenmehrheit verwenden, seine Einstellungen aber ebenfalls in seine<br />

Mehrheitsvermutung (ihre Meta-Meta-Perspektive) miteinbezogen haben (bei<br />

korrekter Induktion hätten sie seine Meinung natürlich vor allem in ihre eigene<br />

Mehrheitsvermutung einbeziehen sollen 26).<br />

26 Hätten sie dies aber getan, so hinge die Meta-Meta-Perspektive in Abb. 2_14 pfadanalytisch<br />

nur noch von ihrer eigenen Mehrheitsvermutung ab.<br />

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