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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 5<br />

Mittelwertsvergleiche (Items x Geräte)<br />

fallen meist ,zugunsten‘ der K<strong>und</strong>Innen<br />

aus, Händler unterschätzen besonders<br />

den Wert von Bedienungsfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

<strong>und</strong> Service.<br />

Wird davon abgesehen, das<br />

Ergebnis in Abb. 5_7 als Regression<br />

zur Mitte im Sinne von Kap. 2.2.2<br />

abzuwerten, lässt sich mit den<br />

Autoren eine relative Überschätzung<br />

des Preises interpretieren. Auch in<br />

den qualitativen Interviews mit den<br />

Händlern standen die Preise im<br />

Vordergr<strong>und</strong> („Price: the Retailers‘<br />

Demon“ a.a.O.:37); besonders Eigentümer<br />

kleiner Geschäfte beklagten sich<br />

über die aggressive Preispolitik ihrer<br />

größeren Wettbewerber. Aber haben<br />

nun gerade Eigentümer kleiner Geschäfte auch die schlechtesten Gelegenheiten<br />

zur Kommunikation mit ihren K<strong>und</strong>innen? Oder handelt es sich (nur) um<br />

prophylaktische, selbstschützende Attributionen von Umsatz-Misserfolgen?<br />

Hierzu passen Bef<strong>und</strong>e aus der oben berichteten perspektivischen Kirchenstudie<br />

(Bruhn et al. 2000:96f): Kirchenmitarbeitende vermuten als wichtigsten von sechs<br />

Austrittsgründen bei der Bevölkerung die Kirchensteuer! Ausgetretene gaben<br />

jedoch vor allem an, von der Kirche enttäuscht worden zu sein – ein typischer<br />

Perspektivitäts-Bias im Preis-Qualitäts-Dilemma.<br />

Die Überbewertung der Preisrelevanz hat im Gegensatz zur perspektivischen<br />

Imagepositionierung die nachhaltige Aufmerksamkeit der Handelswissenschaft erlangt,<br />

weil sie als Pluralistic Ignorance (vgl. Kap. 2.2.1) unmittelbar einsichtige, ruinöse<br />

Konsequenzen vorzuweisen hat: Händler vermuten unter den K<strong>und</strong>Innen einen<br />

(zu) hohen Anteil von Schnäppchen-Jägern, die verschiedene Läden auf der Suche<br />

nach Sonderangeboten durchstreifen. Zur Akquisition neuer K<strong>und</strong>en halten sie<br />

daher häufige Promotion-Aktionen <strong>und</strong> auffällige Preisreduktionen für notwendig.<br />

„it is sellers’ perceptions of consumers search behavior that determines market price<br />

competitiveness“ (Urbany et al. 2000:254).<br />

Zur Erklärung der vermuteten Preis-Sensitivität wird in der Literatur interessanterweise<br />

sogar die Idee des False Consensus mit seinen motivationalen <strong>und</strong> kognitiven<br />

Erklärungen entwickelt: „retailers effectively ,play to‘ the most vigilant segment of<br />

consumers“ (Urbany et al. 2000:245). Die verbilligten Angebote zeigen dann<br />

allerdings tatsächlich eine hohe Abverkaufsrate, die motivational-kognitiven Annahmen<br />

allein greifen zu kurz. Im nächsten Schritt werden die Verkaufszahlen vor<br />

386<br />

Service<br />

& Garantie<br />

Bedienungsfre<strong>und</strong>lich<br />

Preis<br />

Optik<br />

Extras<br />

3.0<br />

3.5<br />

4.0<br />

4.5<br />

5.0<br />

weniger wichtig sehr wichtig<br />

5.5<br />

6.0<br />

K*[x]<br />

N=280<br />

H[K*[x]]<br />

N=82<br />

Abb. 5_7: Wichtigkeit von fünf Merkmalen für den<br />

Kauf von Waschmaschine, Herd <strong>und</strong> Kühlschrank<br />

Ende der 60er Jahre für K<strong>und</strong>Innen <strong>und</strong><br />

in der Metaperspektive der Händler (McClure &<br />

Ryan 1968:37).

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