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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 2<br />

klärung dies zu entkräften versucht, indem sie den empirischen Bef<strong>und</strong> ohne jegliche<br />

Selbstreferenz rekonstruiert). Mit der sozialen Erklärung gemeinsam aber wird keine<br />

Emotions- oder Motiv-Aktivierung während der Urteilsgewinnung angenommen,<br />

die Zugänglichkeit von ,cold cognitions‘ genüge.<br />

Ebenso wie die Aufmerksamkeitsmanipulation von Zuckerman et. al. baut<br />

auch die Selbstwissens-Erklärung des False Consensus Effekts auf der von<br />

Tversky & Kahneman beschriebenen Zugänglichkeitsheuristik auf: um Größen,<br />

Häufigkeiten oder Wahrscheinlichkeiten einzuschätzen, wird die Zugänglichkeit<br />

oder Leichtigkeit der Erinnerung des Targets (,feeling of knowing‘) als informativer<br />

Hinweisreiz genutzt. Eine solche ,Quellen-Konfusion‘ ist nach den Zwei-<br />

Prozessmodellen der Informationsverarbeitung typisch für die automatische,<br />

unkontrollierte nicht-bewusste, kapazitäts-neutrale, periphere <strong>und</strong> heuristische<br />

Informationsverarbeitung, die dennoch, je nach Korrelationsstruktur der Umwelt,<br />

effizient ist (Hertwig & Hoffrage 2001). So wird bspw. die Einwohnerzahl<br />

einer Stadt größer geschätzt, wenn ihr Name (durch Sportereignisse, Wirtschaftsprodukte<br />

etc) bekannt ist; einem Sachverhalt wird leichter zugestimmt, wenn<br />

seine Behauptung in einem zuvor durchgeführten Versuchsabschnitt schon einmal<br />

verarbeitet worden war usw. In realen Umwelten sind kognitive Salienz <strong>und</strong><br />

,ökologische Prominenz‘ ja meist tatsächlich korreliert. Auch der mere exposure<br />

Effekt wird so erklärt (Kunst-Wilson & Zajonc 1980). Wenn nun Begründungen für<br />

die eigene Meinung oder Entscheidung kognitiv leichter verfügbar sind als eventuelle<br />

Gegenargumente, wird auch ihre Verbreitung bei anderen überschätzt. Je<br />

stärker die Aufmerksamkeit für die eigene Position, desto höher der False Consensus<br />

Effekt. Zudem spielt die empf<strong>und</strong>ene Sicherheit in der eigenen Meinung<br />

oder Korrektheit des eigenen Wissens <strong>und</strong> sogar die Einstellungsextremität eine<br />

verstärkende Rolle (Marks & Miller 1987:77f, Fusel & Krauss 1992, Nickerson<br />

1999:746, Kritik von Krueger 1998:177f) ähnliche Aussagen sind zum Unverw<strong>und</strong>barkeitserleben<br />

in Janis’ Group-Think Syndrom bekannt.<br />

Die Annahme einer während des Urteilprozesses vorgenommenen Integration<br />

von besonders zugänglicher exemplarsbasierter Information kann die soziale<br />

<strong>und</strong> die Selbstwissen-bezogene Erklärung verbinden (Abb. 2_19) 32. Daher wird<br />

unten über Faktoren reflektiert, die das Verhältnis zwischen der Zugänglichkeit<br />

von Targets <strong>und</strong> der eigenen Position verschieben können, sie sind in Abb. 2_20<br />

bereits mitaufgenommen.<br />

32 Auch wenn sich die Theorien der Selbstzugänglichkeit im allgemeinen gegen den sozialen Erklärungstyp<br />

stellen; sie wenden gegen Bef<strong>und</strong>e wie den von Sherman et al. (1983 oder Wolfson 2000,<br />

Kulig, Fiel & Sreer 1998 z.n. Kulig 2002:630) ein, dass die Anzahl von Fre<strong>und</strong>en mit der <strong>und</strong> ohne<br />

die in Frage stehenden Eigenschaft ebenfalls von den Probanden erfragt wird <strong>und</strong> daher ebenfalls<br />

Zugänglichkeitsverzerrungen in Folge der eigenen Position unterliegen kann.<br />

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