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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 6<br />

s. Kap. 1.3). Zweitens sehen sie das Hauptproblem, wie oben erwähnt, in der<br />

unzureichenden Antizipation eigener Intentionen <strong>und</strong> Gefühle (dem Vorschau-<br />

Fehler bzw. ,intrapersonal empathy gap‘, a.a.O.:74). Auf die oben gemachten<br />

Ausführungen zu den Gefahren der Imagine-Self Methode genügt, hinzuweisen.<br />

Zusammenfassend betrachtet lassen Zugänglichkeitserklärung <strong>und</strong> relative<br />

Diskrepanzreduktion durch Perspektivenübernahme oder Imagine-Self zunächst<br />

die interne Validität der Methode bspw. für die Skalierung öffentlicher Güter<br />

bestimmbar werden: die durch verschiedene Instruktionen bewirkte Varianz<br />

sollte die Ableitung von Entscheidungen als Messfehler absichern. Wie alle<br />

Urteilsasymmetrien <strong>und</strong> Framing-Effekte kann der Effekt auch manipulativ<br />

genutzt werden. Damit eine Person bereit ist, ein besonders wichtiges Gut mit<br />

einem hohen Preis wertzuschätzen, so empfehlen Carmon & Ariel (2000:360),<br />

sollte ihre Perspektive von der des potentiellen Käufers in die des Besitzers<br />

umgewandelt werden: anstelle der üblichen Frage „sind Sie bereit zu zahlen“, die<br />

zu Repräsentationen führt, die zu wenig mit der Qualität des Gutes korrelieren,<br />

bringt die Frage „für welchen Preis würden Sie verzichten“ vielleicht nicht nur<br />

über loss aversion höheres Commitment – vor allem lenkt nur sie die<br />

Aufmerksamkeit auf die Qualität des Guts.<br />

Abgesehen von dem Plan, Perspektivenwechsel zur Handlungsoptimierung<br />

über Selbstmanagement zu initiieren, können Akteure versuchen, Interaktionspartner<br />

zum Perspektivenwechsel zu bewegen. Zu den Sozialen Repräsentationen<br />

der Marktwirtschaft (bspw. Verges et al. 1994, z.n. Kirchler 1999:100)<br />

scheint zur Zeit zu gehören, die Leistung der Perspektivenübernahme als<br />

„K<strong>und</strong>enorientierung“ den Pflichten des Anbieters bzw. seiner Mitarbeiter<br />

zuzuweisen (Kap. 5). So wird bspw. für Hochschilds Konzept der Emotionsarbeit<br />

,Sensitivität‘ gegenüber den Wünschen der K<strong>und</strong>en als eine von fünf<br />

Anforderungen des Dienstleistungsberufs benannt (Dormann et al. 2002) 10 .<br />

Allerdings schreibt Bruhn, es müsse auch „der K<strong>und</strong>e die Unternehmensperspektive<br />

... einnehmen...“ (2001:53, hier zitiert in Kap. 1.2). Van Boven et al.<br />

(2000) haben den Brokern des Aufkäufers eines der Produkte geschenkt („Der<br />

erste Schuß ist umsonst“). „Product experience is seductive“ (Hoch 2002).<br />

Carmon & Ariely (2000:369) weisen auf Konkretes hin: mit Angeboten von<br />

Upgrade-Software <strong>und</strong> Verträgen über jährliche Mieten benutzt die Software-<br />

Branche Methoden, die Perspektive der K<strong>und</strong>en in die eines Besitzers zu<br />

wandeln: da Nutzer nun über den Verzicht bisherigen Besitzes <strong>und</strong> nicht über<br />

einen Neukauf entscheiden, muss mit weniger Preiswiderstand gerechnet<br />

werden. In der Terminologie des Social Cognition Paradigmas wird ein Framing-<br />

10 eine Anforderung, die bspw. Lehrer <strong>und</strong> Reisebüro-Angestellte häufig erfüllen müssen<br />

(Fischbach, in prep). In einer eigenen Studie, die Mark Warnecke (2001) im Rahmen seiner<br />

Diplomarbeit durchführte, erwies sich die Sensitivitätsanforderung bei Friseuren förderlich für<br />

die Freude im Umgang mit den K<strong>und</strong>en.<br />

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