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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 3<br />

Ähnlichkeit, Komplementarität <strong>und</strong> Zeit<br />

Aus der Betrachtung der Ergebnisse von Paulin et al. (2000b) ergaben sich<br />

Hinweise sowohl auf Komplementaritäts- als auch auf Ähnlichkeitswirkungen<br />

(insbesondere bei kontroversen Vorhersagemöglichkeiten bleiben Reanalysen<br />

wegen unvollständiger Dokumentation oft mehrdeutig). Widersprüche im<br />

Ähnlichkeits-Komplementaritäts- Thema gab es auch in der Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

zu romantischen Beziehungen, für die Murstein (1977a,b) in seiner<br />

Stimulus-Value-Role-Theorie über die moderierende Variable der Beziehungsdauer<br />

eine mögliche Auflösung liefert: Soll ein potentieller Partner, dem Attraktivitätsstereotyp<br />

entsprechend, möglichst hübsch aussehen, oder darf er, wie Berscheid<br />

& Walster (1974) in ihrer berühmten Unterscheidung des (amerikanischen)<br />

,dating versus mating‘ klar gemacht haben, wenn es um die Aufnahme einer<br />

längerfristigen Beziehung geht, nur um einen annähernd ähnlichen Attraktivitätsrang<br />

(Marktwert!) verfügen? Und schafft die Ähnlichkeit in Gr<strong>und</strong>haltungen<br />

<strong>und</strong> Werten dann die Zuneigung (wie es das Byrne-Paradigma befindet<br />

<strong>und</strong> auch die Balance-Theorie fordert), oder ziehen sich dem Volksm<strong>und</strong><br />

gemäß Gegensätze an? Berscheid & Walsten argumentieren austauschtheoretisch<br />

für die Gerechtigkeit in der Ähnlichkeit. Vor ebenfalls austausch<strong>theoretische</strong>m<br />

Hintergr<strong>und</strong> argumentiert Murstein, dass die äusserliche Attraktivität wohl für<br />

die Aufmerksamkeit <strong>und</strong> das erste Ansprechen entscheidend sein mag (Stimulus-<br />

Phase), die Werte-Ähnlichkeit wichtigster Filter (Kerhoff & Davis 1962 z.n.<br />

Forgas 1995:216f) <strong>und</strong> Förderer der sich anschliessenden Beziehungsentwicklung<br />

ist (Value-Phase), über den langfristigen Erhalt einer Ehe aber die<br />

Entwicklung von Rollenkomplementarität entscheidet (Role-Phase; Abb. 3_26).<br />

Relevanz Stimulus Value Role<br />

Kontakt Entwicklung Aufrechterhalt<br />

Abb. 3_26: Faktoren der Beziehungsentwicklung nach der Stimulus-Value-Role Theorie (Murstein 1977b:176)<br />

In soziologischer Terminologie lässt sich unterstützend argumentieren, dass<br />

Rollenbildung notwendig ist, damit das soziale System Ehe die verschiedenen<br />

Anforderungen der Umwelt (finanzielles Auskommen, Pflege des sozialen<br />

Netzes etc) <strong>und</strong> der Beteiligten (positiver Selbstwert, aber auch Respekt vor <strong>und</strong><br />

Lob für den Partner) langfristig erfüllen kann. Rollen erlauben eine win-win-<br />

Lösung für das Problem des sozialen Vergleichs (ein ,log-rolling‘ der<br />

Zeit<br />

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