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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 2<br />

2.4 Das Zufriedenheitsparadox in der<br />

Mitarbeiterbefragung<br />

In diesem Kapitel soll eines der Phänomene interner Perspektivendiskrepanz-<br />

Regulation, das Zufriedenheitsparadox, als Schwester der Better-than-Average,<br />

Kontrollillusions- oder auch Pluralistic Ignorance Phänomene (Tab. 2_3) in der<br />

betrieblichen Situation untersucht werden. Die zu Beginn betrachteten spezifischen<br />

<strong>theoretische</strong>n <strong>Bezüge</strong> stellen einige in Abschnitt 2.2.1 nur kurz genannten<br />

Forschungsbereiche ausführlicher dar. Lassen sie sich dann noch in die Skizze<br />

der Zwischenbilanz (Abb. 2_45) integrieren? Organisationspsychologisch ist<br />

besonders interessant, dass sich aus dem Zufriedenheitsparadox positive Auswirkungen<br />

auf der Person-Ebene, dagegen negative auf der Organisations-<br />

Ebene vorhersagen lassen dürften.<br />

2.4.1 Das Zufriedenheitsparadox als Positive Illusion<br />

Das Zufriedenheitsparadox wird in der sozialwissenschaftlichen Wohlbefindensforschung<br />

(,Wohlbefindensparadox‘), der sozial- <strong>und</strong> entwicklungspsychologischen<br />

Lebenszufriedenheitsforschung (Staudinger 2000) sowie in der<br />

klinischen Psychologie <strong>und</strong> Medizin (Herschbach 2002) diskutiert. Der Name<br />

bezeichnet ein Bef<strong>und</strong>muster mit zwei Bestandteilen: Lebenszufriedenheitsfragen<br />

werden von einer großen Mehrheit der Befragten weit oberhalb der<br />

vorgegebenen Skalenmitte beantwortet auch wenn die objektive Lebensqualität (<br />

– in der externen Perspektive des Beobachters – ) als gering zu beurteilen ist.<br />

Zudem scheint die objektive Lebensqualität kaum mit dem Zufriedenheitserleben<br />

korreliert; bspw. sind einige Gruppen von Krebspatienten zufriedener<br />

als die deutsche Durchschnittsbevölkerung (Heinrich & Herschbach 2000, z.n.<br />

Herschbach 2002:142f) <strong>und</strong> Personen aus Venezuela <strong>und</strong> Nigeria im internationalen<br />

Vergleich in der Mehrheit „sehr glücklich“ (Ingelhard 1998, z.n.<br />

Herschbach 2002:143). Lotteriegewinner sind ein Jahr nach einem Gewinn<br />

zwischen 50T-1Mio$ nicht wesentlich glücklicher als Personen einer ansonsten<br />

parallelisierten Kontrollgruppe (Brickman & Coates 1978:921); in ihren Zukunftsprognosen<br />

unterscheiden sich beide Gruppen voneinander <strong>und</strong> von denen<br />

von Unfallopfern mit bleibenden Behinderungen gar nicht mehr (ein Unrealistic<br />

Optimism der Unfallopfer). Zusammenfassend lässt sich die bei linksschiefer<br />

Verteilung der Zufriedenheitsaussagen noch vorhandene Varianz durch Kriterien<br />

objektiven Lebenserfolgs nur sehr unzureichend aufklären. Ein Hinweis auf<br />

interne Perspektivenregulation.<br />

Während der erste Teil des Bef<strong>und</strong>musters auch in der Arbeitszufriedenheits-<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>enzufriedenheitsliteratur diskutiert wird, Zufriedenheitsmittel-<br />

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