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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 4<br />

Selbstwert-Regulierung dürfte nun gerade im Management besonders gut<br />

ausgebildet sein. Beurteilungsverfahren initiieren selbstwertrelevante Vergleiche,<br />

schüren innerbetriebliche Konkurrenz, Neid <strong>und</strong> Eifersucht. Nach der Selbstwert-Erhaltungs-Theorie<br />

Tessers wird Konkurrenz im betrieblichen Kontext,<br />

wo Urteiler <strong>und</strong> Target in ähnlichen Rollen arbeiten <strong>und</strong> die zur Beurteilung<br />

stehenden Effektivitäts-Dimensionen auch für die urteilereigene Identität relevanten<br />

sind, besonders stark der Fall sein: Peer-Urteile <strong>und</strong> Vorgesetztenurteile<br />

dürften daher strenger als Mitarbeiterurteile ausfallen. Solange jedenfalls es nicht<br />

darauf ankommt, die Ingroup der eigenen Führungsebene vor dem Zugriff aus<br />

höheren (oder niedrigeren) Ebenen des Betriebs zu schützen. Moser (1999:22)<br />

diskutiert strategisch-mikropolitische Überlegungen von Vorgesetzten, die sie<br />

verleiten, nachgeordnete Führungskräfte nachsichtiger zu beurteilen. Bei hinreichender<br />

Abteilungsidentifikation dürften auch nachgeordnete Mitarbeiter ihren<br />

direkten Vorgesetzten als Ingroup-Mitglied zu schützen versuchen (Scherm<br />

& Sarges 2002:46; vgl. auch die Ergebnisse zur Vorgesetztenbewertung in<br />

Mitarbeiterzufriedenheitsbefragungen, z.B. in Studie VI, Kap. 3.2).<br />

Beim sozialen Vergleich kommen neben den motivationalen auch kognitive<br />

Bedingungen in Betracht: Fremdbildern liegen meist andere Anker <strong>und</strong><br />

Vergleichsrepräsentationen zugr<strong>und</strong>e als Selbstbildern, der interpersonellen Vergleich<br />

überwiegt vor dem intrapersonell-zeitlichen (eine der Erklärungen des<br />

Actor-Observer-Bias, Kap. 2.2.1). Als dritter Standard mag für beide Perspektiven<br />

ein Ideal- oder Sollwert dienen, der als Erwartung des generalisierten<br />

Anderen bevorzugt aus der Projektion der eigenen Leistungen gebildet wird<br />

(Abb. 2_34): dadurch werden Selbstbilder nachsichtiger. Ob Management-<br />

Leistungen eher zu den autonomen-independenten oder sozial-interdepedenten<br />

Selbstwissens-Anteilen gehören (Hannover & Kühnen 2002) müsste empirisch<br />

geklärt werden, in Kap. 2.1.3 waren die independenten erst einmal mit personal<br />

attribuierten, also Fähigkeiten, gleichgesetzt worden.<br />

Das aktuelle Ausmaß an sozialem Vergleich, Konkurrenz im Sinne von Abb.<br />

2_42, <strong>und</strong> damit an akzentuierender Perspektivendiskrepanz-Regulation sollte<br />

dann auch mit kulturellen Werten (individualistisch-kompetitiv versus kollektivistisch),<br />

mit der Unternehmenskultur bspw. über den Tätigkeitssektor der<br />

Organisation (Non-Profit <strong>und</strong> öffentliche Institutionen gegenüber Privatwirtschaft<br />

mit mehr oder weniger knappem Markt), der Branche <strong>und</strong> den<br />

typischen Kooperationsgepflogenheiten innerhalb verschiedener Funktionsabteilung<br />

(z.B. F&E gegenüber Verkauf), sowie den mit jeder einzelnen Position<br />

oder Rolle verb<strong>und</strong>enen Normen <strong>und</strong> mit persönlichen Werthaltungen auf allen<br />

sozial-organisationalen Ebenen variieren. Hier wird einer motivationalen Erklärung<br />

eine sozial-differentielle Färbung gegeben, werden Manager doch zu<br />

Autonomie angehalten <strong>und</strong> im Konkurrieren, in Selbstwerterhöhung <strong>und</strong> -<br />

schutz nachgerade trainiert. Realistische Augenblicke objektiver Selbstaufmerksamkeit<br />

werden aber wohl um so unangenehmer (Wickl<strong>und</strong> & Gollwitzer 1987),<br />

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