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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 4<br />

Über Kennys Auffassung des Sender-Anteils als Wahrnehmungsassimilation<br />

wurde oben berichtet, Anker-Unterschiede werden ebenfalls differentiell<br />

aufgefasst (bspw. belegen Winquist et al. 1998 die Milde der Frauen).<br />

Der zweite Block in Tab. 4_6 zeigt das Zusammenwirken von drei ,Informationsvariablen‘,<br />

die das Zugänglichkeitskonstrukt (,good information‘ F<strong>und</strong>er<br />

1995:660) differenzieren <strong>und</strong> in der Theoriebildung Kennys im Vordergr<strong>und</strong><br />

stehen: das Verhalten des Targets wird auch hier als dispositional bedingt<br />

angenommen (Aktor-Anteil in Tab. 4_4, insofern ist auch Kenny ,Realist´),<br />

addiert ist nur noch eine Zufallsvariable ,unsystematische Verhaltensinkonsistenz‘.<br />

Eine faktische Abhängigkeit des Verhaltens vom Interaktionspartner wurde<br />

weder in WAM noch in PERSON aufgenommen 20 .<br />

Die unsystematische Verhaltensinkonsistenz ist für eine geringe Beobachterübereinstimmung<br />

verantwortlich, wenn verschiedene Verhaltensausschnitte<br />

der Targetperson in die Urteile eingehen, weil sie zu unterschiedlichen Zeiten<br />

beobachtet wurde: die Beobachter haben dann geringe Informationsüberlappung.<br />

Empirisch werden Fremdbilder nach Gruppensitzungen mit solchen nach<br />

dyadischen one-on-one Interaktionen verglichen. Allerdings gleicht sich rein<br />

unsystematische Verhaltensinkonsistenz bei langen Verhaltensketten aus, daher<br />

sollen Beobachter mit langen Beobachtungsdauern, selbst wenn diese getrennt<br />

stattfinden, doch wieder zum selben Ergebnis, der Abbildung des Dispositions-<br />

Anteils, kommen können.<br />

Allerdings gilt das bisher Gesagte nur, wenn die Beobachter einerseits das<br />

Targetverhalten <strong>und</strong> andererseits die zum Rating vorgelegten Adjektive hinreichend<br />

ähnlich interpretieren. Mit dem Faktor der Ähnlichkeit der ,semantic<br />

meaning systems‘ (die F<strong>und</strong>er seiner utilisation zuordnen würde) nimmt Kenny<br />

eine sozialpsychologisch sehr interessante Variable in die Theoriebildung auf.<br />

Varianz in den von ihm hier diskutierten Attributionsstilen oder ,mental models‘<br />

führt er aber nur auf differentielle Idiosynkrasien zurück. Motivationale <strong>und</strong> vor<br />

allem rollenbedingte Interpretationen, die mit der Relevanz der Dimension für<br />

die eigene Identität (vgl. Kap. 2) oder mit der für die Rolle (vgl. Kap. 4.2) in<br />

Zusammenhang stehen können, dem Symbolischen Interaktionismus gemäß<br />

ausgehandelt werden <strong>und</strong> sich daher auch dyadenspezifisch verändern (Strack<br />

1998), bleiben unberücksichtigt. Die drei Faktoren des unteren Blocks von Tab.<br />

4_6 stehen weniger untereinander als vielmehr mit denen des zweiten in<br />

Zusammenhang: die in der sozialpsychologischen Personwahrnehmungsforschung<br />

so wichtigen Äußerlichkeits-Stereotypen (z.B. die Gesichtsattraktivität<br />

20 Von F<strong>und</strong>er (1995:662f) wird die Möglichkeit des Aktors diskutiert, sich Situationsnormen anzupassen<br />

<strong>und</strong> die relevanten Cues unerwünschter Traits in der Selbstdarstellung zu verbergen,<br />

auch könnten Urteiler in Konkurrenzsituationen gerade die relevanten cues zu wenig verwenden.<br />

Für solche Fälle werden daher weniger veridikale Fremdbilder erwartet. Auch die Möglichkeit<br />

faktisch beziehungsspezifischen Verhaltens ist für F<strong>und</strong>er denkbar. – Mit der Wirklichkeitsnähe<br />

aber sinken Sparsamkeit <strong>und</strong> Präzision; F<strong>und</strong>ers Modell erfüllt Sortierfunktion.<br />

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