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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Zusammenfassung<br />

In der bisher verstreut gebliebenen Literatur zur <strong>Sozialperspektivität</strong> ist die Frage<br />

nach der Akkuratheit der perspektivendifferenzierten Vermutungen prominent.<br />

Wie genau stimmen die Annahmen einer Person über die Sicht anderer auf<br />

X mit deren Meinungen eigentlich überein? Wie gut ist man in der Lage, die Überzeugungen,<br />

Einstellungen <strong>und</strong> Handlungsbereitschaften anderer Menschen<br />

vorherzusagen? Allgemeiner gefragt: Konvergieren oder divergieren verschiedene<br />

Perspektiven <strong>und</strong> Metaperspektiven auf das gleiche Objekt oder den gleichen<br />

sozialen Kontext, oder lassen sich systematische Assimilations- <strong>und</strong> Akzentuierungseffekte<br />

festmachen <strong>und</strong> erklären? Ziel der Arbeit ist die formal korrekte<br />

Operationalisierung von Perspektivendiskrepanzen <strong>und</strong> -korrelationen, ihre Dekomposition<br />

über statistische Verfahren, die theoriegeleitete Einordnung jeder<br />

Komponente <strong>und</strong> die Überprüfung ihrer Validität in angewandten Feldern der<br />

Sozial- <strong>und</strong> Wirtschaftspsychologie.<br />

In Kapitel 2 werden Phänomene der Assimilation <strong>und</strong> der Akzentuierung von<br />

Perspektiven geordnet. Dass Menschen den Anteil von Personen überschätzen,<br />

deren Meinungen, Einstellungen <strong>und</strong> Verhaltenspräferenzen mit den eigenen<br />

übereinstimmen, ist exemplarisch für die assimilative Perspektivendiskrepanzregulation.<br />

Der wirtschaftspsychologischen Illustration des von L. Ross so beeichneten<br />

,false consensus effects‘ widmen sich Studie I <strong>und</strong> II. Für die finanzielle<br />

Situation von Komunen mit Universitätsdominanz ist die Entscheidung<br />

Studierender, sich nicht oder nur mit Zweitwohnsitz anzumelden, relevant. In<br />

Studie I wird gezeigt, dass der False Consensus – Zweitwohnsitzgemeldete überschätzen<br />

den Prozentsatz ebenfalls Zweitwohnsitzgemeldeter, nicht gemeldete<br />

den von Nichtgemeldeten – zur individuellen Legitimation der (für die gesamtwirtschaftlichen<br />

Prozesse ungünstigen) Einzelentscheidungen beiträgt. In Studie<br />

II wird der False Consensus in einer betrieblichen Umfrage zur kollegialen Partizipation<br />

an Weiterbildungswissen demonstriert. Das in interner Perspektive geteilte<br />

Wissen zeigt sich zudem an der Assimilation des auch bei anderen vermuteten<br />

Wissens über die eigene Einstellung (Metaperspektive höherer Rekursion).<br />

Verschiedene Methodiken zum False Consensus Effekt werden verglichen, ihre<br />

Ergebnisse fallen keineswegs deckungsgleich aus. Da bereits individuelle Unterschiede<br />

in der Interpretation von Skalen <strong>und</strong> in der Akquieszenz einen Konsenseffekt<br />

erzeugen bzw. vortäuschen können, werden mehrere statistische Auswertungsverfahren<br />

vorgeführt <strong>und</strong> bewertet. Eine Methode der Varianzzerlegung der<br />

Metaperspektive wird vorgeschlagen, welche vier Anteile in der Perspektivenüberlappung<br />

numerisch bestimmen lässt.<br />

Der anschließende Theorieabschnitt unterscheidet motivationale, soziale <strong>und</strong><br />

kognitive Erklärungen der Konsensusvermutung. Neben dem gr<strong>und</strong>legenden<br />

Literaturüberblick werden verwandte Entwicklungen in der Sozialpsychologie,<br />

bspw. zum Rückschau-Fehler oder zum Modell der Eigengruppenprojektion<br />

von A. Mummendey, sowie verwandte sozialwissenschaftliche Theorien zum<br />

selektiven Medienkonsum <strong>und</strong> zur Genese öffentlicher Meinungen mit dem Fal-<br />

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