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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 4<br />

interessant. Jede einzelne Führungskraft, der Selbst-Fremd-Diskrepanzen im<br />

Rahmen des Feedbackverfahrens zurückgemeldet werden, da sind sich die<br />

Praktikerberichte einig, empfindet Kritik an ihrer Fähigkeit zur Selbsterkenntnis,<br />

zumindest wenn sie sich im Vergleich zu den empfangenen Fremdbildern besser<br />

beurteilt hatte. Darauf, dass in diesem Bereich der Literatur kaum über response<br />

sets reflektiert wird <strong>und</strong> Items generell nicht ipsatiert werden, wurde oben<br />

bereits hingewiesen. Facilitatoren des Feedbackprozesses werden daher regelmäßig<br />

um Erklärung gefragt – die im vorherigen Abschnitt zusammengestellten<br />

Faktoren reichen zur Gestaltung von Feedback-Akzeptanz oft nicht aus. Die<br />

Forschung zu 360°-Daten ist daher angehalten, den bei der Begründung des<br />

Verfahrens implizit vorausgesetzten Zusammenhang von Selbst-Fremd-Diskrepanzen<br />

<strong>und</strong> niedrigerer Manager-Leistung nachzuweisen.<br />

Erfolgsprädiktion<br />

Im einfachsten Fall werden Übereinstimmungs- oder Diskrepanzmaße mit<br />

Effektivitätskriterien, die zumeist wieder Vorgesetzten-Urteilen entstammen(!),<br />

korreliert: Der Verf. ist keine veröffentlichte Untersuchung bekannt, in der sich<br />

der erwartete Zusammenhang nicht absichern ließ. Die Suche nach Moderatoren<br />

wird teilweise recht theoriefrei durchgeführt. So berichten bspw. Brutus et al.<br />

(1998) über eine in Bildungseinrichtungen <strong>und</strong> Finanzunternehmen (im Vergleich<br />

zu vier anderen Branchen) höhere Korrelation von Selbst-Fremd-Übereinstimmungsmaßen<br />

(stichprobenabhängige Korrelation <strong>und</strong> stichprobenunabhängige<br />

Diskrepanz) mit der (dem Vorgesetztenurteil entnommenen) Effektivität.<br />

Da beide Branchen auf der Öffentlich-Privat-Dimension (Abb. 4_27)<br />

weit voneinander entfernt liegen, kommen weniger normative als vielleicht<br />

tätigkeitsspezifische Unterschiedsinterpretationen in Betracht: im Dienstleistungsbereich<br />

(mit hoher K<strong>und</strong>en- oder Lernenden-Interaktion) könnte<br />

Erfolg stärker durch Kommunikation <strong>und</strong> Impression Management bedingt<br />

sein. Damit aber wäre nicht die Bedeutung von Selbst-Fremd-Übereinstimmung<br />

verschieden, sondern die Inhaltsvalidität der abhängigen Variable.<br />

Studien dieser Art, die bis etwa 1995 publiziert wurden, sind methodisch<br />

angreifbar, da sie mit Übereinstimmungs- oder Diskrepanzmassen gearbeitet<br />

haben, die die Einflüsse ihrer Bestandteile nicht einzeln erkennen lassen (vgl.<br />

Cronbach 1955, Edwards 1994 u.a.). Häufig konnte, so der Bericht von Atwater<br />

et al. (1998) über vorherige Ergebnisse aus ihrer Arbeitsgruppe, das empfangene<br />

Fremdbild allein eine ebenso gute Vorhersage leisten wie ein vorher verwendeter<br />

Übereinstimmungsindex. In die Literatur zum 360°-Feedback hat die im<br />

Abschnitt zum Person-Environment-Fit (Kap. 3.2ff) angewandte Regressionsgleichung,<br />

die Edwards (1994) zur Behebung einer Reihe von methodischen<br />

Problemen vorschlug, in der zweiten Hälfte der 90er Jahre ebenfalls Eingang<br />

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