05.10.2013 Aufrufe

Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kapitel 3<br />

zwischen der Repräsentation einer konkreten Target-Person Oi <strong>und</strong> der Vergleichsrepräsentation<br />

des generalisierten Anderen Og hin <strong>und</strong> her verschoben.<br />

Aristoteles scheint das Konstrukt des Vergleichstandards ebenfalls verwendet<br />

zu haben: immer wenn eine sprachliche Benennung des mittleren Tugend-<br />

Bereichs auf einer Dualität fehlt (vgl. die Zeile ,Ehrgeiz‘ in Tab. 3_1), werde<br />

dasjenige Extrem zum Lob (oder Tadel) verwendet (also zur personalen Attribution!),<br />

in dessen Richtung die bewertete Person vom Vergleichskollektiv abweicht<br />

(4. Jh.v.C./1995:38). Daher besitzen Pole, bei denen die Dimensionsmitte keine<br />

eigene Benennung hat, keine eP-konsensualen Konnotationen. Während er dies<br />

für Dualitäten von ,Unwerten‘ fand (der Begriff stammt von P. Helwig, 1967,<br />

z.n. Grobe 1999:64ff), könnte es ebenso für Dualitäten zwischen Werten gelten<br />

(des einen Appetenz- ist des anderen Aversions-Gradient, Abb. 3_4).<br />

Aber lässt sich denn nicht mit eindeutig konnotierten Items validere<br />

Fragebogenforschung betreiben, insbesondere wenn ,Valenz‘ variiert, auspartialisiert,<br />

oder parallelisiert werden soll (vgl. Kap. 2.1.3), was mit ambiguen<br />

Begriffen a priori scheitern muss? Oder sind gerade komplementäre Wertebipole,<br />

wie sie in bipolaren Listen analog zu Tabelle 3_1 <strong>und</strong> in Wertekreisen zur<br />

Verfügung gestellt werden, besonders günstig, um Selbst-Fremd- oder Selbst-<br />

Metaperspektiven-Akzentuierungen abzubilden? Gerade weil die persönliche<br />

Valenz desjenigen Pols, an dem das Selbst orientiert ist, dissonanzreduzierend<br />

heraufgesetzt also assimilativ bei der Mehrheit vermutet, <strong>und</strong> die des<br />

gegenüberliegenden Pols automatisch, konsistenz-psychologisch (oder selbstwertschützend,<br />

Manis 1961, z.n. Dawes et al. 1972:294) herabgesetzt werden<br />

kann? Sind Akzentuierung wie in Abb. 3_8 (<strong>und</strong> damit echte False Dissensus<br />

Korrelationen) nicht gerade nur für solche Bipole zu erwarten, deren Valenz-<br />

Konnotation (durch Eigengruppen-Projektion) noch mit der Selbsteinordnung,<br />

dem eigenen Standort variieren kann?<br />

Der Wertekreis nach S.H. Schwartz<br />

„Value conflict is endemic“ (Bales 1999:34)<br />

Ein Werteraum, in dem die allgemeine Konnotation jeder Rand-Position positiv<br />

formuliert ist (Wert!, also bei anderen eine positive Meinung antizipiert wird),<br />

deren differentielle Konnotation aber mit der Selbsteinordnung genügend variieren<br />

kann, setzt Wertepluralismus voraus4 . Spätestens die wissenschaftliche Beschäftigung<br />

mit dem gesellschaftlichen Wertewandel hat dann zur Akzeptanz des<br />

modernen Wertepluralismus geführt5 ; damit werden auch die zuvor als<br />

4 In der Antike nahm man Pluralität zwar auch zur Kenntnis, aber wohl ohne sie zu akzeptieren:<br />

„Ebenso sind die nicht-natürlichen, sondern vom menschlichen Willen getroffenen<br />

Rechtsbestimmungen nicht allerorts dieselben, gerade so, wie es auch die Staatsverfassungen<br />

nicht sind, <strong>und</strong> doch ist eine allein überall von Natur die beste“ (Aristoteles, 4.Jh.v.C. / 1995:40).<br />

5 also zu einem iP-Konsens über einen eP-Dissens?<br />

174

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!