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Sozialperspektivität : theoretische Bezüge, Forschungsmethodik und ...

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Kapitel 2<br />

Abb. 2_20: Facetten der kognitiven Erklärungen des False Consensus Effekts über die Zugänglichkeit von<br />

Selbstwissen.<br />

Von Tversky stammt allerdings auch die Anker-Adjustierungs-Heuristik, die an Stelle<br />

der induktiven Integration eine schrittweise Informationssubtraktion modelliert. In<br />

diesem Rahmen lässt sich der False Consensus als unzureichende Adjustierung<br />

beschreiben, wenn das Selbst den Anker der weiteren Inferenzen bildet.<br />

Nickerson (1999, 2001, Abb. 2_21) schlägt ein solches am Selbst beginnendes<br />

Modell vor, in dem zunächst Vermutungen über einen unbestimmten Anderen <strong>und</strong><br />

anschließend, durch zusätzliche individuierende Adjustierungen, Vermutungen über<br />

ein spezifisches Gegenüber erschlossen werden.<br />

Während der untere Teil von Abb. 2_21 das Adjustierungs-Modell der allgemeinen<br />

Personwahrnehmung (z.B. Fiske) <strong>und</strong> der interaktiven Kommunikation<br />

(z.B. Clark 1985, Fussel & Krauss 1992 u.a., vgl. Strack 1998) verwendet, modelliert<br />

der obere Teil den False Consensus in der Vermuteten Mehrheitsmeinung:<br />

Die ,imputation of one´s own knowledge to others‘ (Nickerson 1999) 33 ergebe<br />

sich immer dann, wenn die „unusual aspects of own knowledge“ (ders.:740) unterschätzt,<br />

also Unähnlichkeiten übersehen werden. Hier drängt sich ein Tautologievorwurf<br />

auf: gerade die ,Unterschätzung der eigenen Unüblichkeit‘ macht ja das<br />

Explanandum des False Consensus Paradigmas aus. Als beschreibendes Modell 34<br />

gewinnt es aber an Plausibilität, wenn man annimmt, dass Gedächtniswissen über<br />

persönliche Unüblichkeiten oft einfach gar nicht vorliegt, da entsprechende<br />

interpersonelle Vergleiche in Reflexion oder Gespräch eben (noch) nicht vorgenommen<br />

wurden (sozialer Erklärungstyp), oder bei eher automatischem Urteilprozess<br />

nicht salient werden (kognitiver Erklärungstyp): ein „failure to be very<br />

reflective“ (Nickerson 2001:172).<br />

33 Mit dem breitem Wissensbegriff der Kommunikationspsychologie, der Einstellungen <strong>und</strong><br />

Meinungen inkludiert (Nickerson 1999:737).<br />

34 Die Arbeit mit Tverskys Heuristiken-Sammlung lässt sich m.E. methodologisch dem Modellierenden<br />

Vorgehen (Poole & McPhee 1985/1994) zuzuschreiben: Welcher der in einer<br />

explizierten Anker-Adjustierungs-Heuristik aufgenommenen Kognitionsbestandteile den Platz<br />

des Anfangsankers erhält, wird anhand seiner Durchsetzung im Gesamtergebnis entschieden,<br />

Adjustierungsinformationen sind dann solche, die unzureichend genutzt werden.<br />

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