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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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Vorerst arbeiteten am »Deutschlandsender«, neben dem Theatermann Gerd Fricke, der<br />

Literarhistoriker <strong>und</strong> Volksspielfre<strong>und</strong> Werner Pleister, an der »Berliner Funkst<strong>und</strong>e«,<br />

neben dem Literaten mit Filmneigungen Harald Braun, der Theatermann mit literarischen<br />

Neigungen Arnolt Bronnen. Fast alle waren leidenschaftliche Dramaturgen: außer Fricke,<br />

der dafür aber den versierten Ottoheinz Jahn an seiner Seite hatte; sie alle trugen dazu<br />

bei, den Typus des <strong>Hörspiel</strong>dramaturgen als Gesprächspartner, Anreger <strong>und</strong> Mäzen der<br />

Autoren zu entwickeln.<br />

In dieser Konstellation wirkte sich einmal nicht die Fragwürdigkeit des Redakteurzeitalters<br />

aus, die Dramaturgen pochten im allgemeinen nicht auf ihre Macht. Vielmehr zeigte sich<br />

schon damals, wie fruchtbar die Wechselbeziehung zwischen Auftraggeber <strong>und</strong> Künstler<br />

auch im literarischen Felde sein kann – vorausgesetzt, daß Männer zu Dramaturgen<br />

bestellt werden, die abzuschätzen wissen, was die Zeit hören muß <strong>und</strong> was die Dichter<br />

sagen wollen. Solche Männer scheinen zur Verfügung gewesen zu sein, <strong>und</strong> sie trafen<br />

einzigartige Vorbedingungen für ihre Arbeit an. Hervorragende Gesetzgeber <strong>und</strong><br />

Innenpolitiker – an der Spitze der 1959 verstorbene Staatssekretär Hans Bredow – hatten<br />

dem deutschen R<strong>und</strong>funk bewußt <strong>und</strong> in genauer Erkenntnis der Bedeutung, die er<br />

gewinnen würde, das Geschenk der politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Unabhängigkeit in die<br />

Wiege gelegt, hatten ein System erdacht, mit dessen Hilfe das neue Instrument sowohl<br />

dem Zugriff privater als auch staatlicher Machtgruppen entzogen war. Und damit hatten<br />

sie nicht nur der politischen Meinungsbildung einen Dienst erwiesen.<br />

Es würde weit über den Rahmen dieser Untersuchung hinausgehen, die Folgen einer<br />

klugen R<strong>und</strong>funkgesetzgebung für den geistigen Haushalt eines Volkes zu präzisieren. In<br />

Deutschland wurde vor dem Kriege, bis zum Einsatz der Staatskommissare unter der<br />

Regierung von Papen, die Unabhängigkeit erfolgreich verteidigt. Nach dem Kriege haben<br />

die Besatzungsmächte mehr Sinn dafür gehabt als später die deutschen Länder <strong>und</strong> die<br />

deutschen Parteien, die fleißig um die Eroberung des R<strong>und</strong>funks bemüht sind. Aber der<br />

große Anschlag auf R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Fernsehen durch B<strong>und</strong>eskanzler Adenauer im Jahre<br />

1960 wurde doch wenigstens verhindert.<br />

Die R<strong>und</strong>funkfreiheit, die natürlich auch finanziell gesichert sein muß, um vollständig zu<br />

sein <strong>und</strong> um das Instrument nicht am Ende von der Angst vor dem Publikum abhängig<br />

werden zu lassen, hat umfassende kulturelle Bedeutung. Man denke nur an die Rolle, die<br />

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