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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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notgedrungen später desto mehr erzählt haben, divergieren stark. Zwar gibt es ein paar<br />

Namen <strong>und</strong> Daten, die allen Berichten gemeinsam sind, aber was nützen sie, solange<br />

man die Wertungen der Pionierzeit mit ihren noch unsicheren Maßstäben nicht<br />

nachprüfen kann? Überdies sah jeder der Gewährsmänner von seinem damaligen<br />

Standort aus einen anderen Abschnitt des Geschehens.<br />

Dies sind Namen <strong>und</strong> Schicksale der wichtigsten Verantwortlichen jener Jahre –<br />

verantwortlich auch für die frühe <strong>Hörspiel</strong>entwicklung:<br />

Hans Flesch, seit 1923 Geschäftsführer des Frankfurter Senders, seit 1929 Intendant der<br />

»Berliner Funkst<strong>und</strong>e«, schon unter der Regierung Papen als »Halbjude« entlassen, war<br />

unter den Nazis lange im Konzentrationslager <strong>und</strong> ist bei Kriegsende als Volkssturmsoldat<br />

verschollen. Hans Bodenstedt, Leiter des Hamburger Funkhauses seit Eröffnung, starb<br />

1958. Alfred Braun begann in Berlin 1924 als Literarischer Leiter, Oberregisseur <strong>und</strong><br />

Sprecher seine R<strong>und</strong>funktätigkeit <strong>und</strong> beendete sie einstweilen unter Papen 1932, um<br />

nach dem Krieg noch einmal mehrere Jahre ins Berliner Funkhaus als Intendant<br />

einzuziehen. Friedrich Bischoff ging 1925, zuerst als Literarischer Leiter, nach Breslau,<br />

war dann Intendant der »Schlesischen Funkst<strong>und</strong>e« <strong>und</strong> ist heute Intendant des<br />

»Südwestfunks«. Ernst Hardt, seit 1926 an der Spitze des Kölner Senders, starb 1947 an<br />

den Folgen der Nazihaft. Er war selbst sein wichtigster <strong>Hörspiel</strong>regisseur <strong>und</strong> engagierte<br />

Ende der zwanziger Jahre als Dramaturgen den damals bedeutendsten <strong>Hörspiel</strong>autor<br />

Eduard Reinacher, der 1962 in einem württembergischen Altersheim seinen siebzigsten<br />

Geburtstag feierte. Alle waren oder sind schöpferische Persönlichkeiten, denen die<br />

heutige, mehr administrative Form der R<strong>und</strong>funkleitung im allgemeinen keine<br />

vergleichbaren Namen an die Seite zu stellen hat. Allein drei nicht unbedeutende Poeten<br />

sind darunter <strong>und</strong> zwei Regisseure: formgeschichtlich entscheidende eigene Leistungen<br />

am Mikrophon hat jeder aufzuweisen.<br />

Aber an Dokumenten aus der Frühzeit sind wir arm. Und zu dieser Verlegenheit gesellt<br />

sich noch eine weitere Schwierigkeit: nämlich, daß der R<strong>und</strong>funk stets ein Ding war, an<br />

das jeder, der sich genauer mit ihm befaßte, sein Herz hängte. So hat man bei allen<br />

Erzählungen über die Anfänge leider auch den Eindruck, als ob, je weiter sie<br />

zurückreichen, desto mehr Romantik über sie ausgebreitet sei. Die Überprüfung früherer<br />

Wertungen aber ist durch den Verlust der wichtigsten Ton- <strong>und</strong> Manuskriptsammlung in<br />

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