08.10.2013 Aufrufe

Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />

eine Tradition zu gründen: von den Romanen, die in Funk- <strong>und</strong> sonstigen Illustrierten das<br />

Publikum begeisterten <strong>und</strong> aus denen ungezählte Filme gedreht wurden, wurde auch nicht<br />

einer zum <strong>Hörspiel</strong> erhoben.<br />

Wenn im <strong>Hörspiel</strong> von Unterhaltung die Rede ist, so sind im allgemeinen nicht literarische<br />

»Schnulzen« gemeint, sondern das absichtslos oder mit bescheidener Absicht dialogisch-<br />

erzählende Stück, das sich etwa Marcel Pagnols Volksstücke zum Vorbild nehmen<br />

möchte oder William Saroyan in Büchern wie Menschliche Komödie. Dabei wird an die<br />

Namen von <strong>Hörspiel</strong>autoren gedacht wie – in der älteren Generation – Hans Rothe oder<br />

Hugo Hartung, Hans Hömberg oder Kurt Heynicke mit vielen ernsten <strong>und</strong> heiteren<br />

Spielen. Ebenfalls gehören hierher mit einigen kleineren Arbeiten Georg von der Vring<br />

<strong>und</strong> mit zahlreichen großen Josef Martin Bauer, Christian Bock, Heinz Oskar Wuttig <strong>und</strong><br />

Ottoheinz Jahn. Sodann von den Jüngeren Walter Kolbenhoff, Herbert Reinecker, Bernd<br />

Grashoff <strong>und</strong> viele andere.<br />

Es ist unmöglich, alle Werke der Gattung, durch die die große Volkstümlichkeit des<br />

<strong>Hörspiel</strong>s bewirkt worden ist, aufzuzählen. Nicht einmal jeder der Verfasser (die<br />

insgesamt gewiß weit mehr als h<strong>und</strong>ertfünfzig bekannte <strong>Hörspiel</strong>titel repräsentieren) kann<br />

nach Gebühr gewürdigt werden. Doch dürfen viele von ihnen den Anspruch erheben, an<br />

der Entwicklung der Kunstform maßgeblich beteiligt gewesen zu sein. Denn das <strong>Hörspiel</strong><br />

verdankt, wie gesagt, seinen Kanon mindestens ebensosehr den Gebrauchsarbeiten wie<br />

den extremen Wagnissen. Zum Beispiel enthalten Hans Rothes, des umstrittenen<br />

Shakespeare-Übersetzers, Verwehte Spuren – neben einer leider mehr als<br />

konventionellen Liebesintrige – eine der erregendsten (scheinbar surrealen <strong>und</strong> doch<br />

realen) hörspieltypischen Szenen. Ein junges Mädchen, das zum erstenmal in Paris ist,<br />

sucht, in Todesangst <strong>und</strong> vergeblich durch die endlosen Flure eines alten Hotels laufend,<br />

das buchstäblich ins Nichts verschw<strong>und</strong>ene Zimmer, in das es erst vor wenigen St<strong>und</strong>en<br />

die Mutter einquartiert hat. Genau so sucht bei Hoerschelmann, zwanzig Jahre später, der<br />

Vater durch die langen Gänge der »Esperanza« die verlorene Wirklichkeit wieder, in der<br />

er einen Sohn besaß.<br />

Ottoheinz Jahns Name wurde im Zusammenhang mit Gerd Fricke <strong>und</strong> den volkstümlichen<br />

<strong>Hörspiel</strong>en des Deutschlandsenders zwischen 1932 <strong>und</strong> 1935 schon erwähnt. Jahn war<br />

später Chefdramaturg der UFA <strong>und</strong> zwischen 1950 <strong>und</strong> 1952 Berater der Hamburger<br />

287

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!