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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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internationalen Austausch? War der Reichtum, den wir feststellen zu können glaubten,<br />

eine allgemeine oder eine besondere Erscheinung?<br />

Gerhard Prager versuchte Ende 1956 von Stuttgart, ich von Hamburg aus (unabhängig<br />

von Pragers Unternehmen), kaufmännisch ausgedrückt, eine erste Export- <strong>und</strong><br />

Importstatistik. Sie war aus vielen Gründen fällig, vor allem deshalb, weil unser Verhältnis<br />

zum Ausland sich seit 1949 zunehmend normalisiert hatte.<br />

Bis dahin reichten die Nachwirkungen des direkten Besatzungseinflusses auf die Sender,<br />

der in unser – auch geistig – bettelarmes Land zwar eine willkommene Fülle bis dahin<br />

unbekannter oder unzugänglicher Auslandsliteratur zahlreicher Gattungen brachte,<br />

darunter aber kaum Originalhörspiele. Merkwürdigerweise kamen anfangs gerade Texte<br />

eines speziellen, in den USA gewachsenen Typus, über dessen wichtigste Autoren,<br />

obwohl ihre Namen in anderm Zusammenhang schon genannt wurden, Prager zitiert<br />

werden soll: »Der gediegenste ist zweifellos Corwin, Repräsentant des angelsächsischen<br />

Humors bester Schule. In seinen damals besonders bekannt gewordenen <strong>Hörspiel</strong>en<br />

Doppelkonzert <strong>und</strong> Curley eulenspiegelt ein Stück Mark Twain. Nicht weniger profiliert,<br />

wenn auch von anderer Art, ist Lucille Fletcher. Von ihr stammen die ›Serienerfolge‹ im<br />

deutschen R<strong>und</strong>funkprogramm der ersten Nachkriegszeit, nämlich jene eindeutig zur<br />

Gattung des ›Thrillers‹ zählenden Stücke Sorry, wrong number (Falsch verb<strong>und</strong>en) <strong>und</strong><br />

The Hitchhiker (bei den deutschen Sendern unterschiedlich übersetzt in Der Anhalter,<br />

Fahrt ins Zwischenreich oder Der Mann an der Straße). <strong>Das</strong> bei uns am häufigsten<br />

gesendete <strong>Hörspiel</strong> Obolers trägt den Titel <strong>Das</strong> vergessene Wort. Es ist eine etwas grobe,<br />

doch spannend geschriebene Vision vom Untergang der Menschheit.« Wenn man<br />

bedenkt, daß all diese »Serienerfolge« inzwischen vollständig aus unseren Programmen<br />

verschw<strong>und</strong>en sind (wobei man aus künstlerischen Gründen nur Norman Corwin ungern,<br />

aus Gründen des Geschmacks die Fletcher besonders gern entbehrt), so versteht man<br />

den Unterschied zwischen den amerikanischen <strong>und</strong> den deutschen<br />

R<strong>und</strong>funkbedingungen einigermaßen.<br />

Doch die Übernahmen hatten sich, wie gesagt, inzwischen normalisiert, <strong>und</strong> die<br />

Schwierigkeiten der beiden Erhebungen, der Pragerschen <strong>und</strong> der meinen, waren von<br />

anderer Art. Erstens praktisch: bei den Stationen wird nur in Einzelfällen bekannt, wenn<br />

eines der bei ihnen aufgeführten <strong>Hörspiel</strong>e übersetzt wird, man ist auf die Buchführung<br />

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