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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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Die <strong>Geschichte</strong> des <strong>Hörspiel</strong>s schien, wie vieles, endgültig zu Ende zu sein.<br />

http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />

ZWEITER TEIL: THEORIE DES HÖRSPIELS UND<br />

SEINER MITTEL<br />

EIN VAKUUM WIRD AUSGEFÜLLT<br />

<strong>Das</strong> letzte, was vor dem Krieg hörspielgeschichtlich noch bemerkenswert war, geschah<br />

um 1935: ein volkstümlicher Unterhaltungsstil florierte, als dessen Produkt Rothes<br />

Verwehte Spuren übrig geblieben sind, ferner Harald Brauns Experimentierreihe <strong>und</strong> die<br />

ersten kurzen Eichtexte, die, wie Prager sagt, bereits die »Eichmarke« tragen. Danach<br />

ereignete sich nichts mehr; seit etwa 1940 war, was auf den Gattungsbegriff <strong>Hörspiel</strong><br />

Anspruch erheben kann, in den Programmen nicht mehr vertreten. Man könnte von einer<br />

zehnjährigen Pause sprechen. Aber darf man die systematische » Verheizung« aller<br />

Kräfte unter Stalinorgeln, Bombenteppichen <strong>und</strong> Feuerstürmen – sprachliche<br />

Neuprägungen, die die einzig charakteristischen der Zeit sind –, darf man irgend etwas,<br />

was damals geschah, <strong>und</strong> sei es auf so relativ kleinem Gebiet, mit dem harmlosen Begriff<br />

»Pause« bezeichnen?<br />

<strong>Das</strong> zehnjährige geistige Vakuum, die Unterbrechung der Tradition, gibt Anlaß, auch den<br />

Fortgang unserer Geschichtsbetrachtung zu unterbrechen <strong>und</strong> zu überlegen, welcher<br />

dramaturgische Standort in der <strong>Hörspiel</strong>praxis bis zum Kriegsausbruch gewonnen war,<br />

<strong>und</strong> was, wenn man das Glück hatte zu überleben, in den zweiten Abschnitt der<br />

<strong>Hörspiel</strong>arbeit, in die Nachkriegszeit, eingebracht werden konnte. Doch soll hier nicht eine<br />

<strong>Geschichte</strong> der Theorie gegeben werden, deren Entwicklung am Beginn der dreißiger<br />

Jahre im wesentlichen abgeschlossen war: zahlreiche Aufsätze in Rufer <strong>und</strong> Hörer<br />

unterrichten darüber, vor allem die Richard Kolbs, die er 1932 in sein schon mehrmals<br />

zitiertes, etwa h<strong>und</strong>ert Seiten starkes Horoskop des <strong>Hörspiel</strong>s einfließen ließ. Ich will statt<br />

dessen in engem Kontakt mit der Praxis eine Vorstellung davon zu vermitteln suchen,<br />

welche Überlegungen, spekulative wie aus der Erfahrung gewonnene, die dramaturgische<br />

<strong>und</strong> produktive <strong>Hörspiel</strong>arbeit angetrieben, begleitet <strong>und</strong> gelenkt haben.<br />

Ausgangspunkt waren <strong>und</strong> sind Thesen, die in Kolbs Formulierung etwa lauten: das<br />

gesprochene Wort, das im <strong>Hörspiel</strong> zur Geltung kommt, sei »stofflich bedingt, ohne<br />

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