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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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abstrakter Malerei, wo die freien Errungenschaften einiger Meisterschulen auffällig schnell<br />

angewandt in Wandausstattungen von Kaffeehäusern <strong>und</strong> Badeanstalten wiederkehren.<br />

Dennoch muß hier dankbar bekannt werden, was heute selbst Sachverständige –<br />

beispielsweise Friedrich Knilli 1961 in seinem Buch <strong>Das</strong> <strong>Hörspiel</strong> – nicht wissen: daß seit<br />

langem bei allen deutschen Sendern <strong>und</strong> schätzungsweise bei mehr als der Hälfte<br />

sämtlicher <strong>Hörspiel</strong>inszenierungen, wenn sie Musik verwenden, elektronische Mittel oder<br />

(noch viel häufiger) Mittel der musique concrète gebraucht werden. Und wenn Knilli<br />

bew<strong>und</strong>ernd schreibt, daß man elektronische Zwischenblenden 1955 in Warschau zum<br />

Milchwald, 1957 in Mailand zu Shaws Methusalem hergestellt habe, so ist das<br />

keineswegs ein Rekord, sondern eher vielleicht ein Stilfehler, weil just zu diesen Stücken<br />

Elektronik nicht unbedingt gehört.<br />

In Deutschland wird mit musique concrète bei <strong>Hörspiel</strong>produktionen, etwa seit 1950, in<br />

zunehmendem Umfang gearbeitet, also fast so lange, wie es nach dem Kriege wieder<br />

eine gewisse Kontinuität in der <strong>Hörspiel</strong>entwicklung gibt, – etwas länger, als das 1953<br />

gegründete Kölner Studio besteht, das Knilli so rühmt. Die Anfänge waren nämlich<br />

keineswegs an Spezialstudios geb<strong>und</strong>en, Mittel <strong>und</strong> Möglichkeiten zu elektronischer<br />

Arbeit finden sich überall, wo man, wie in den Funkhäusern, mit Hochfrequenz umgeht.<br />

Freilich im heutigen, sehr fortgeschrittenen Stadium müßte man wohl eingerichtete<br />

Studios in größerer Zahl <strong>und</strong> mit zahlreicherem Instrumentarium besitzen. Leider aber<br />

haben unsere deutschen R<strong>und</strong>funksender, vor allem seit sie vom Fernsehen mit seinen<br />

großen Investitionen bedrängt <strong>und</strong> geängstigt werden, nicht mehr die Experimentier- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsfreudigkeit, die sie etwa in den ersten Jahren nach dem Kriege bewährten,<br />

als Professor Nestel den von aller Welt bew<strong>und</strong>erten ersten Schritt zum UKW-R<strong>und</strong>funk<br />

tat; sie müßten sonst mehr Mittel <strong>und</strong> Fleiß für Versuche mit Stereophonie <strong>und</strong> Elektronik<br />

aufwenden. Doch ist das Kölner elektronische Studio keineswegs das einzige, das bei<br />

den R<strong>und</strong>funkanstalten besteht; vor allem sind in Baden-Baden durch Dr. Heck, aber auch<br />

an vielen andern Sendern, bedeutende Arbeiten geleistet worden, <strong>und</strong> fast alle wurden<br />

ursprünglich durch die Bedürfnisse der <strong>Hörspiel</strong>abteilungen angestoßen. Wenn nun heute<br />

manche dieser Einrichtungen der <strong>Hörspiel</strong>arbeit weniger zur Verfügung stehen, so ist das<br />

– außer vielleicht ein wenig in Köln (wo man ohnehin lange Zeit mit Vorliebe Hör»theater«<br />

machte <strong>und</strong> Klassiker inszenierte) – keineswegs Schuld der <strong>Hörspiel</strong>regisseure. <strong>Das</strong><br />

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