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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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Zauberei auf dem Sender. Hans Flesch ist zwar einer der interessantesten unter den<br />

R<strong>und</strong>funkvätern, doch ist sein kleiner Text nur eine formal belanglose Verulkung der<br />

damals noch fremdartigen Möglichkeiten des Mikrophons.<br />

Eckerts dritter Titel stammt von einem Autor, dessen Name bisher in allen Darstellungen<br />

mit dem ersten, bei uns wirklich gesendeten <strong>Hörspiel</strong> in Verbindung gebracht worden ist:<br />

Rolf Gunold. Aber hier handelt es sich nicht um dieses gesendete, sondern um ein<br />

vorangehendes Werk, von dem nur der Anfang <strong>und</strong> die Inhaltsangabe veröffentlicht<br />

worden sind ∗ ; gesendet wurde es nicht. Sein Thema ist eine Eisenbahnkatastrophe, die in<br />

jenen Jahren im Tessin, bei Bellinzona, auch einen prominenten deutschen Politiker das<br />

Leben kostete. Gunold scheint bei der Darstellung des nächtlichen Unglücks die Wirkung<br />

reichlich einseitig auf die Orgie gräßlicher Geräusche berechnet zu haben,<br />

zusammengesetzt aus rollenden Rädern, kreischenden Bremsen, Bersten, Splittern <strong>und</strong><br />

Krachen sich ineinanderschiebender Züge, Wimmern <strong>und</strong> Schreien der Verletzten <strong>und</strong><br />

Sterbenden. Daneben soll nach dem Urteil aller, die das Stück lasen, für einen<br />

kontinuierlichen Dialog kaum Raum geblieben sein.<br />

Es steht nicht fest, wem Gunold, der in Berlin als Schauspieler lebte, sein Stück<br />

Bellinzona zuerst angeboten hat, ob der »Berliner« oder der »Schlesischen Funkst<strong>und</strong>e«<br />

oder beiden gleichzeitig. jedenfalls war die Reaktion überall negativ. Der Breslauer<br />

<strong>Hörspiel</strong>regisseur F. E. Bettauer meinte allerdings respektvoll: »Diese Dichtung, die in der<br />

Funktechnik einmal eine ähnliche Stellung einnehmen wird wie die Erstlinge des<br />

Naturalismus auf der Bühne, ist im Augenblick für Sendestationen, die sich nicht den<br />

Luxus zeitraubender Proben <strong>und</strong> kostspieliger geräuschtechnischer Apparatur leisten<br />

können, nicht zu bewältigen.« Alfred Braun aber nimmt für sich in Anspruch, den Autor auf<br />

die Grenze hingewiesen zu haben, die dem Aktualitätsbedürfnis durch die Erfordernisse<br />

des Takts gesetzt sei, <strong>und</strong> ferner darauf, daß vom Wort her ein anderer, besserer Weg für<br />

das <strong>Hörspiel</strong> sich andeute als von der Teufelssinfonie entfesselten Geräuschs. Er glaubt,<br />

das Gespräch, das er mit Gunold geführt hat, habe den Autor zu jenem zweiten <strong>Hörspiel</strong><br />

angeregt, das bisher, wie gesagt, für sich den Ruhm in Anspruch nimmt, die absolute<br />

deutsche <strong>Hörspiel</strong>premiere gewesen zu sein.<br />

∗ Nach Eckerts Angaben in Der deutsche R<strong>und</strong>funk 1929, Heft 31. Ich habe dieses Heft nicht auffinden<br />

können. Dagegen habe ich, dank Kurt Wagenführ, der mir aus seinen r<strong>und</strong>funkgeschichtlichen<br />

Sammlungen den ersten Jahrgang dieser Zeitschrift bis zum 5. Juli 1924 zur Verfügung stellte, alle<br />

Angaben über die frühen Programme bis zu diesem Termin überprüft.<br />

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