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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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ist. Ist der entscheidende Leiter aber Dramaturg oder legt er das Schwergewicht auf die<br />

<strong>Dramaturgie</strong>, dann versteht sich, daß ihn der »Materialstil des R<strong>und</strong>funks« (wie man in<br />

den Anfangszeiten sagte), das »Originalhörspiel« (wie man heute sagt) als Aufgabe reizt.<br />

Ich glaube, daß im R<strong>und</strong>funk das Primat bei der <strong>Dramaturgie</strong> liegen sollte – aus drei<br />

Gründen. Erstens ist die Stoffbeschaffung für die technischen Instrumente mit ihrem<br />

riesigen Verbrauch ohnehin das ernsteste Problem; dabei nur vom Vorhandenen zu<br />

zehren, würde bedeuten, gebildete Weltfremdheit zu pflegen. Zweitens haben, wie schon<br />

gesagt, Darstellung <strong>und</strong> Regie im R<strong>und</strong>funk ohnehin keine dem Theater vergleichbaren<br />

Möglichkeiten, also auch keinen vergleichbaren Anspruch. Drittens geht es, wenn man<br />

dem »Originalhörspiel« das Wort redet, ja nicht nur <strong>und</strong> nicht einmal vordringlich um den<br />

»Materialstil« <strong>und</strong> um eigensinnigen, Formalismus, sondern darum, das <strong>Hörspiel</strong>studio<br />

zum Forum der Autoren <strong>und</strong> der Zeitprobleme zu machen. Ich glaube nicht, daß es einen<br />

wichtigeren Gesichtspunkt geben kann.<br />

Normalerweise gehört zu jedem Wochenprogramm ein großer <strong>Hörspiel</strong>termin. Bei zehn<br />

R<strong>und</strong>funkanstalten bedeutet das im Jahr r<strong>und</strong> zehnmal 52, nach Einrichtung der zweiten<br />

Programme, also seit etwa 1950, sogar zehnmal 104 Termine. <strong>Das</strong> sind r<strong>und</strong> tausend<br />

<strong>Hörspiel</strong>termine jährlich in der ganzen B<strong>und</strong>esrepublik. (Österreich <strong>und</strong> die Schweiz, die<br />

etwas andere Programmstrukturen haben, werden bei diesem ohnehin vereinfachenden<br />

Rechenexempel einmal ausgeklammert.)<br />

Hamburg mit r<strong>und</strong> 95 Terminen im Jahr (die geringere Zahl wird weiter unten erklärt)<br />

braucht etwa 30 bis 35 Neuproduktionen jährlich, die restlichen Termine werden mit<br />

Wiederholungen <strong>und</strong> Übernahmen ausgefüllt. Es finden also nur an r<strong>und</strong> einem Drittel<br />

aller Termine »Premieren« statt, wir müßten demnach – umgerechnet auf die ganze<br />

B<strong>und</strong>esrepublik – mit knapp 350 Neuproduktionen im Jahr rechnen. Durch<br />

Gemeinschaftsproduktionen (auch dieser Begriff bedarf noch der Erklärung) werden es<br />

erheblich weniger. Davon dürften etwas mehr als die Hälfte Inszenierungen von<br />

Theatertexten <strong>und</strong> ausländischen Texten oder Neuinszenierungen alter Texte sein. Ich<br />

schätze deshalb, daß bei uns r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert bis h<strong>und</strong>ertzwanzig neue <strong>Hörspiel</strong>e im Jahr<br />

zur Sendung angenommen werden – also weit weniger als die vielfach (zuletzt auch<br />

wieder von Knilli) genannte Zahl von dreih<strong>und</strong>ert. Immerhin sind auch h<strong>und</strong>ertzwanzig<br />

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