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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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nicht gedruckt: es gäbe ein einzigartiges Lehr- <strong>und</strong> Lesebuchstück ab, an dem heutige<br />

Schüler nicht nur lernen können, was Hunger ist, sondern auch, was Verzweiflung des<br />

Gewissens bedeutet, <strong>und</strong> daß sie sich mit Formeln nicht sättigen läßt. Die Verfremdung<br />

aber <strong>und</strong> die Entwirklichung, die dem an sich realistischen Stück durch die drei<br />

hintereinander gesendeten, verschiedenen Schlüsse widerfährt, zeigt einmal mehr, mit<br />

welcher Absicht <strong>und</strong> in welcher Richtung in der <strong>Hörspiel</strong>kunst überhaupt entwirklicht wird:<br />

um nämlich beim Hörer den Weg nach Innen, den Zwang zur Entscheidung zu erreichen.<br />

<strong>Das</strong> Jahr 1950 wäre für Eich – schon durch diese beiden Stücke – ebenso fruchtbar<br />

gewesen, wie dann das Jahr 1951 wurde, in dem wieder – neben unwichtigeren – zwei<br />

der großen <strong>Hörspiel</strong>e entstanden. (Später wird immer nur höchstens eins der jährliche<br />

Ertrag sein.). Doch hat auch 1950 zusätzlich zu Gekaufter Prüfung <strong>und</strong> El Kuwehd noch<br />

ein weiteres Stück erbracht; Gerhard Prager, der in Stuttgart dessen Uraufführung von<br />

fern erlebte, sprach im Zusammenhang mit diesem Ereignis von der »Geburtsst<strong>und</strong>e des<br />

deutschen <strong>Hörspiel</strong>s«.<br />

Es handelte sich um die Träume, die am 19. April 1951 in Hamburg uraufgeführt wurden.<br />

Sie hätten auch dem Bayerischen R<strong>und</strong>funk gehören können, denn dort wurde das Stück<br />

1950, als man in München das zweite deutsche <strong>Hörspiel</strong>preisausschreiben nach dem<br />

Krieg veranstaltete, von Eich eingereicht. Doch sonderte es bereits die Vorjury als nicht<br />

preisverdächtig aus; im Dezember, als das Ergebnis verkündigt wurde, konnte man dann<br />

keinen ersten Preis verleihen, es war dessen »keine der vorgelegten Arbeiten würdig«.<br />

Hermann Stahl <strong>und</strong> Erna Weissenborn erhielten den geteilten zweiten, Heinz Ulrich <strong>und</strong><br />

Wolfgang Altendorf den geteilten dritten Preis. Die Zahl der Einsendungen lag bei<br />

fünfh<strong>und</strong>ert.<br />

»TRÄUME«<br />

Pragers Formel von der »Geburtsst<strong>und</strong>e des <strong>Hörspiel</strong>s« scheint vielleicht diesem oder<br />

jenem ein Unrecht an Borchert zu sein: man möchte der deutschen <strong>Hörspiel</strong>kunst zwei<br />

Geburtsst<strong>und</strong>en zugestehen. Doch ist es Prager wohl gar nicht um einen Wertvergleich<br />

zwischen beiden Stücken gegangen, sie sind absolut inkommensurabel, jedes ist auf<br />

andere Weise unübertrefflich.<br />

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