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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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DAS REALISTISCHE PROBLEMHÖRSPIEL<br />

http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />

Es sind vor allem drei Namen, ohne die das deutsche <strong>Hörspiel</strong> des letzten Jahrzehnts<br />

nicht zu denken wäre: Günter Eich, Wolfgang Hildesheimer, Fred von Hoerschelmann.<br />

Die drei haben wenig miteinander gemeinsam – außer daß keiner von ihnen ein genau<br />

geeignetes Modell abgibt, an dem man schulmäßig literarische »Moderne« demonstrieren<br />

könnte. Jeder der drei widerlegt eines der »modernen« Theoreme: Hoerschelmann, daß<br />

es im Gr<strong>und</strong>e nur auf das Wie, nicht auf das Was ankäme, indem er, wie die alten<br />

Novellisten, »Stoffe« erfindet, die schon an sich einzigartig, unentbehrlich, geradezu<br />

klassisch sind; Eich, indem er mit seinen Stücken die Meinung Lügen straft, daß es<br />

niemals um »Aussagen« gehe, denn jedes Eich-Stück »will etwas von dir«, will ungeheuer<br />

Anspruchsvolles von dir; <strong>und</strong> Hildesheimer, indem er durch alles, was er schreibt, beweist,<br />

daß sich das Komplizierte <strong>und</strong> Absurde auch einfach darstellen läßt, sozusagen in einem<br />

Haydnschen Dur.<br />

Hoerschelmann gehört neben Georg von der Vring <strong>und</strong> Josef Martin Bauer zu der<br />

Generation der <strong>Hörspiel</strong>dichter, deren Geburtsdatum in der Nähe der Jahrh<strong>und</strong>ertschwelle<br />

liegt. Er ist 1901 als Sohn eines baltischen Barons geboren, hat Ende der zwanziger<br />

Jahre bei der Voss <strong>und</strong> beim Berliner Tageblatt seine ersten kleinen Arbeiten abgesetzt<br />

<strong>und</strong> ist dann mit <strong>Hörspiel</strong>en zur »Berliner Funkst<strong>und</strong>e« gegangen. Urwald, als Manuskript,<br />

Die Flucht vor der Freiheit, als Schallplattensatz erhalten, erweisen den jungen Autor<br />

bereits als einen ungewöhnlichen Erfinder überzeugender Gestalten <strong>und</strong> hintergründiger<br />

Handlungen <strong>und</strong> als wirkungsbesessen bis an die Grenze zwischen Meisterschaft <strong>und</strong><br />

Kolportage.<br />

In seiner mittleren Periode hat Hoerschelmann drei Bühnenstücke geschrieben, eine<br />

Komödie <strong>Das</strong> rote Wams (1935) <strong>und</strong> die Schauspiele Die zehnte Sinfonie (1940) <strong>und</strong><br />

Wendische Nacht (1942), die nicht schlecht herauskamen: im Schillertheater mit Paul<br />

Wegener <strong>und</strong> im Hamburger Schauspielhaus. 1950 erschien ein Novellenband Die Stadt<br />

Tondi, der gleichfalls große Fabulierkunst zeigt. Zweifellos wäre es bei diesen<br />

dramatischen <strong>und</strong> epischen Anfängen nicht geblieben, wenn sich nach dem Kriege ein<br />

Theater oder ein Verleger um den Autor bemüht hätte – so wie die Senderredaktionen vor<br />

allem des »Süddeutschen R<strong>und</strong>funks« <strong>und</strong> des »Südwestfunks«. Hoerschelmann braucht<br />

die Antriebe, er ist kein besessener oder ehrgeiziger Künstler, den es zur<br />

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