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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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Ober- <strong>und</strong> Nebentönen, bei jedem Wort eine Fülle von Assoziationen mit, die, obwohl sie<br />

dicht unter der Bewußtseinsschwelle bleiben, doch stets präsent sind. Die »Nebelwand«<br />

hat virtuell die ganze Welt in sich, sämtliche Welten, Räume <strong>und</strong> Zeiten, <strong>und</strong> hält sie<br />

dauernd parat, will sie immer wieder ins Bewußtsein heben. Es bedarf nur tastenden<br />

Anrührens durch Klang <strong>und</strong> Sprache, schon sind sie da.<br />

DIE BLENDE IM HÖRSPIEL UND IM FILM<br />

Nicht ohne Gr<strong>und</strong> haben die Klassiker ihre Akte in Auftritte unterteilt, sie sind die<br />

Atemzüge des Dramas. Jeder Auftritt ist erregend: etwa wenn auf dem Kulminationspunkt<br />

einer spannenden dialogischen Auseinandersetzung plötzlich der Dritte sichtbar wird, von<br />

dem man noch nicht weiß, auf welche Waagschale er das Gewicht seines Willens wirft.<br />

Eine solche Wirkung ist im Funk unmöglich. Klingt eine neue Stimme plötzlich in ein<br />

Zwiegespräch hinein, dann ist in der Regel das Gespräch erst einmal ›tot‹, dann müssen<br />

Autor <strong>und</strong> Regisseur dem Hörer erst wieder Zeit <strong>und</strong> seiner Phantasie Handhaben geben,<br />

zu begreifen, wer <strong>und</strong> woher. Einen Einzelnen neu auftreten zu lassen, ist im <strong>Hörspiel</strong><br />

nicht leichter, als den ganzen bisherigen ›Schauplatz‹ mit allem, was ihn füllte, versinken<br />

zu machen <strong>und</strong> einen völlig anderen aus dem Nebel zu holen. Es ist eher schwerer.<br />

Auftritte sind hemmend, weil es nicht nur um das plötzliche Vorhandensein einer weiteren<br />

Person, sondern um ihr Herankommen geht: ein, wie wir sehen werden, ungemein<br />

komplizierter, fast unmöglicher Vorgang. Man zieht statt dessen vor, in das – um eine<br />

Stimme vermehrte – Gespräch als in eine neue szenische Gegebenheit neu<br />

einzublenden.<br />

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