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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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Damals bildeten die drei, später die sechs jungen Männer den Stuttgarter »Genietrupp«,<br />

wie ihr Verein halb liebevoll, halb neiderfüllt genannt wurde. In ihrem Kreis sind zwischen<br />

1949 <strong>und</strong> 1951 alle Probleme des Nachkriegshörspiels zum erstenmal erörtert <strong>und</strong> wohl<br />

alle Begriffe, die in der späteren Entwicklung bis heute eine Rolle spielen, zum erstenmal<br />

genannt oder gar geprägt worden. Fast überall, wo Pragers Name auftaucht, sind die<br />

übrigen »Genies« mitbeteiligt. Sie gaben von 1950 an zum erstenmal auch wichtige<br />

<strong>Hörspiel</strong>e in den sogenannten <strong>Hörspiel</strong>büchern (Jahrbüchern) der »Europäischen<br />

Verlagsanstalt«, Frankfurt/Main, gedruckt heraus; es handelte sich damals noch um eine<br />

Art Selbstverlag, denn die Abnahmeverpflichtung vieler Exemplare legte einen großen Teil<br />

des Risikos dem Sender auf. Heute sind Bücher mit <strong>Hörspiel</strong>en selbst bei den größten<br />

Verlagen ein geradezu beängstigend beliebter Bestandteil der Verlagsprogramme.<br />

In den Vorworten zum <strong>Hörspiel</strong>buch I <strong>und</strong> zum <strong>Hörspiel</strong>buch III (1950 <strong>und</strong> 1952), deren<br />

erstes Prager, deren zweites Intendant Eberhard unterzeichnete, findet sich manches<br />

interessante Stichwort. Sogar von einer »Krise des <strong>Hörspiel</strong>s« ist, infolge einer besorgten<br />

Pressekritik, schon die Rede. Prager schreibt darüber: »Die Krise ist kein zeitlich<br />

begrenztes, vereinzeltes Faktum, sondern eine permanente Begleiterscheinung aller<br />

Dinge, die ›lebend sich entwickeln‹, bevor sie ihre ›geprägte Form‹ gef<strong>und</strong>en haben. Eine<br />

wohlüberlegte, auf die Zusammenhänge bedachte Ausdeutung wird zu dem Schluß<br />

führen, daß die <strong>Hörspiel</strong>krise immer eine Autorenkrise ist. Mit dem beschleunigten<br />

Tempo, mit welchem das <strong>Hörspiel</strong> die Mängel seiner Entstehungszeit abstreifte <strong>und</strong><br />

berufene Schriftsteller <strong>und</strong> Dichter sich der <strong>Hörspiel</strong>kunst zuwandten, trat diese mehr <strong>und</strong><br />

mehr aus ihrer Unmündigkeit heraus <strong>und</strong> machte den Platz vor dem Mikrophon zu einem<br />

Forum ersten Ranges. So empfängt also fraglos das <strong>Hörspiel</strong> seine Literaturfähigkeit, wie<br />

überhaupt seine Lebensfähigkeit, unmittelbar aus den Händen der Dichter.«<br />

Im weiteren wird auf die seit Anfang 1949 regelmäßig stattfindenden Autorenkonferenzen<br />

des »Süddeutschen R<strong>und</strong>funks« hingewiesen. (Später stellte sich mehr <strong>und</strong> mehr heraus,<br />

daß Einzelbesprechungen zu zweit, nämlich zwischen Autor <strong>und</strong> Dramaturg, sehr viel<br />

mehr einbringen als Zusammenkünfte im großen Kreis.) Vor allem wird die notwendige<br />

Abkehr vom »Geräuschtheater hinter dem Vorhang« <strong>und</strong> die »Hinwendung zum reinen<br />

dichterischen Wort« proklamiert. Es wird von Aufträgen gesprochen. Auch wird schon die<br />

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