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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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Nachhall etwa wie in einem Zimmer – kein Nachhall etwa wie im Freien – größerer<br />

Nachhall etwa wie in einem kleinen Saal. ∗ Die beiden anderen Räume sind technische<br />

Räume, Magnetophonräume. In einem werden Bänder abgespielt, deren Inhalte – Musik,<br />

Geräusch, andere zuvor aufgenommene Daten – in das <strong>Hörspiel</strong> hineingemischt werden<br />

sollen, während im anderen das akustische <strong>und</strong> elektrische Geschehen aus allen Räumen<br />

zusammengefaßt <strong>und</strong> aufgenommen wird. Zu diesem Zweck liegt zwischen den fünf<br />

Räumen, möglichst mit allen in Sichtverbindung, ein kleinerer sechster, die<br />

Kommandobrücke, das Regiepult. In diesem Mittelpunkt laufen alle Drähte zusammen <strong>und</strong><br />

tragen die akustischen Einzelheiten heran. Hier, wo unter den Reglern <strong>und</strong> Instrumenten<br />

ein Gewirr von Technik liegt, entsteht durch den Vorgang des elektrischen<br />

Zusammenmischens aller ringsum erzeugter Daten das <strong>Hörspiel</strong>. Es kann von dort direkt<br />

auf die Antenne zur Aussendung oder in den zweiten Magnetophonraum zur Aufnahme<br />

weitergeleitet werden.<br />

Im Studio also geschieht an keinem Ort die ganze akustische Wirklichkeit, wie sie<br />

nachher aus dem Lautsprecher kommt; sie ist erst im Lautsprecher <strong>und</strong> nur da vorhanden.<br />

Wer sich bei einer Konzertaufnahme neben das Mikrophon des Musiksendesaals stellen<br />

würde, der könnte dort ungefähr die gleiche Wirklichkeit hören, die er auch am Empfänger<br />

reproduziert hören kann. Aber es gibt im <strong>Hörspiel</strong>studio kein Mikrophon, neben dem man,<br />

wenn man dort leibhaftig anwesend ist, mehr vernimmt als unzusammenhängende<br />

Bruchstücke. <strong>Das</strong> <strong>Hörspiel</strong> ist einfach nirgends existent, überall nur technische Einzelheit:<br />

Wort, Geräusch, Musik – alles mit Hallkomponenten verschiedener Art –, dazu auf<br />

Magnetbänder fixierte Schwingung, kurz, was vom Regisseur <strong>und</strong> vom Techniker<br />

gebraucht wird, um das Resultat zu komponieren. Die Komposition selbst aber geschieht<br />

erst im Durchgang durch das Instrument, das <strong>Hörspiel</strong> wird erst durch das Instrument<br />

»produziert«. Es erklingt dann in <strong>und</strong> mit den elektrisch zusammengefaßten Worten,<br />

Tönen, Geräuschen <strong>und</strong> Hallqualitäten im Lautsprecher <strong>und</strong> vergeht mit ihrem<br />

Verlöschen.<br />

Die Tatsache, daß die <strong>Hörspiel</strong>form ohne die technischen R<strong>und</strong>funkvorgänge nicht<br />

entstehen kann, unterscheidet sie gr<strong>und</strong>sätzlich von allen anderen Sendeformen des<br />

R<strong>und</strong>funks, die, sofern sie nicht mit <strong>Hörspiel</strong>elementen gemischt sind, bloß Übertragung,<br />

∗ Früher gab es noch mehr Räume mit weiteren Hallqualitäten. Heute, da man Hall künstlich zusetzen<br />

kann, sind sie nicht mehr erforderlich.<br />

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