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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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sich fast dreih<strong>und</strong>ert, also dreißig mal zehn gemeldet haben, muß das Heiseler-Drama<br />

von allermindestens dreißigtausend, allein in der Stadt München, aufmerksam gehört<br />

worden sein. Bei dem Verhältnis der Einwohnerzahlen entspricht dem im bayerischen<br />

Sendegebiet r<strong>und</strong> eine Viertelmillion, die die ganze Zeit einem so esoterischen Stück<br />

lauschten. Die Zahlen liegen wahrscheinlich, da ich viel zu vorsichtig gerechnet habe,<br />

erheblich höher.<br />

Noch ein viertes Experiment ist erwähnenswert: bei einem grotesken <strong>Hörspiel</strong>, Der H<strong>und</strong>,<br />

der nicht nein sagen konnte von Werner Jörg Lüddecke, sollten im Handlungsablauf<br />

Verstöße gegen die Logik gef<strong>und</strong>en werden, eine sehr komplizierte Aufgabe. Sie trug dem<br />

Nordwestdeutschen R<strong>und</strong>funk Mitte 1952 fast fünfzehntausend Lösungen ein.<br />

Dennoch möchte ich sagen, daß um 1950 <strong>und</strong> 1951 die geradezu verzweifelte<br />

Abhängigkeit der Hörer vom R<strong>und</strong>funk schon nachgelassen hatte: es hatten sich<br />

inzwischen die Segnungen der Währungsreform bemerkbar gemacht, <strong>und</strong> die<br />

Mangelerscheinungen waren behoben. Doch blieb als Folge des ersten<br />

Aufeinanderangewiesenseins ein Verhältnis inniger Verb<strong>und</strong>enheit bestehen – fast bis<br />

heute, oder genauer: bis vor einigen Jahren das Fernsehen in diese Symbiose eintrat <strong>und</strong><br />

um 1959/60 Umgruppierungen herbeizuführen begann, deren Ergebnis wir noch nicht<br />

übersehen.<br />

Die Zahlen, die die Hörerforschung zwischen 1950 <strong>und</strong> 1960 erarbeitet hat <strong>und</strong> die bis vor<br />

kurzem als gültig angesehen werden konnten, sind erstaunlich:<br />

R<strong>und</strong> ein Viertel aller R<strong>und</strong>funkhörer bevorzugt Sendungen oder bek<strong>und</strong>et »besonderes<br />

Interesse« an ihnen, wenn sie »erhöhte Aufmerksamkeit fordern«. Dagegen stehen<br />

freilich etwas mehr als ein Viertel – 33 Prozent –, die ausschließlich auf anspruchsvolle<br />

Weise abgelenkt <strong>und</strong> unterhalten zu werden wünschen. Die restliche Hälfte will beides<br />

gemischt.<br />

Um 40 Prozent aller Hörer haben »starkes Interesse« am <strong>Hörspiel</strong>, weitere 40 Prozent<br />

»ziemlich starkes« oder »durchschnittliches«. Dabei darf natürlich nicht vergessen<br />

werden, daß <strong>Hörspiel</strong> alles bedeutet – bis hin zu den höchst beliebten hurtigen<br />

Kriminalserien, daß aber, was in diesem Genre gewichtiger sein möchte, im Programm<br />

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