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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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<strong>Hörspiel</strong>schreiber schon in den zwanziger Jahren, gelingt aus dem schrecklichen Vorgang<br />

eigentlich nur das herauszulesen, was er schon in seinem ersten erhaltenen <strong>Hörspiel</strong> Die<br />

Nacht am Berg (um 1929) <strong>und</strong> noch in seinem letzten Der Krater (um 1950) immer wieder<br />

darstellt: das Ausgeliefertsein des Menschen an die gigantische Naturkraft.<br />

Es hat etwas Schmerzliches, daß alle Arbeiten dieses keineswegs unbedeutenden<br />

Mannes ∗ auf der Schwelle zum letzten Gelingen liegengeblieben sind. Auch von<br />

Hiroshima <strong>und</strong> vom Krater wurden – im Todesjahr Wessels 1955 – Neuinszenierungen<br />

versucht, vielleicht wird sich das früheste Werk Wessels Die Nacht am Berg noch am<br />

ehesten im Repertoire durchsetzen.<br />

Neben Wessels Stück fallen die der übrigen Preisträger ab. Zweiter war ein gewisser<br />

Walther Johannes Meyer mit einem <strong>Hörspiel</strong> Keiner weiß vom andern, dritter Horst<br />

Mönnich, dessen Arbeit Herr Boltenhof kann nicht kommen einer ähnlichen Zufalls- oder<br />

Schicksalsproblematik nachgeht wie Wilder in der Brücke von San Luis Rey, beim vierten<br />

<strong>und</strong> fünften wäre höchstens bemerkenswert, daß Dieter Rohkohl dabei war, der sich<br />

später durch <strong>Hörspiel</strong>e volkstümlicher Art, vor allem mit Armer Vater Philippe, einen<br />

Namen machte.<br />

Da hier von Schriftstellern die Rede ist, die damals unbekannt, heute bekannt sind, sollen<br />

auch gleich die übrigen genannt werden – so wie ihre Namen nach 1945 wieder oder zum<br />

ersten Male in den Programmen erschienen: Alfred Prugel war 1946 <strong>und</strong> Anfang 1947<br />

einer der frühesten – mit <strong>Hörspiel</strong>bearbeitungen nach Conrads Sieg <strong>und</strong> Heinrich Manns<br />

Untertan. Ernst Schnabel tauchte, ebenfalls noch 1946, mit der Funkfassung von Travens<br />

Totenschiff auf. Im Januar 1947 gesellte sich Marie Luise Kaschnitz mit einem immerhin<br />

originalen, aber heute fast unlesbaren Vershörspiel Die Verlorenen zu ihnen. Wenig<br />

später Weyrauch mit seiner Zeitvision Auf der bewegten Erde: mitten im Tanz lassen die<br />

jungen Männer ihre Mädchen los <strong>und</strong> marschieren im großen Zug der Gefangenen <strong>und</strong><br />

Toten des Krieges mit. Ebenfalls noch 1947 erschien der Name Max G<strong>und</strong>ermann als<br />

Bearbeiter zum erstenmal, Anfang 1948 folgte, obwohl er dem <strong>Hörspiel</strong> später leider<br />

fremd blieb, in gleicher Eigenschaft Gregor von Rezzori, ferner Gerhart Hermann Mostar<br />

mit seiner Farce Zimmerherr, in der der Brandstifter Hitler als Untermieter bei einem<br />

∗ Wessel war nach dem Krieg bis zu seinem Tode literarischer Leiter des Bremer Senders <strong>und</strong> hat dort<br />

wohl die originellsten Einfälle in der <strong>Geschichte</strong> der R<strong>und</strong>funkprogramme verwirklicht: den Tag Y<br />

(vollständige Aufgabe jeglichen Programmschemas), den Ruhefunk <strong>und</strong> vieles andere mehr.<br />

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