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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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Kolportage, wohin man blickt! Alfred Braun mag noch so nachdrücklich behaupten, daß er<br />

Gunold zur Geräuschenthaltsamkeit <strong>und</strong> zum Wort bekehrt habe – er selber hat damals in<br />

seiner eigenen Entwicklung als Autor <strong>und</strong> Regisseur die Unverträglichkeit des Wortes mit<br />

veristischem Lärm auch nicht ängstlich respektiert. Die noch erhaltenen, späteren<br />

<strong>Hörspiel</strong>aufnahmen beweisen das, auch die seines Regiekollegen Max Bing. Der<br />

Regiestil der Berliner »Funkst<strong>und</strong>e« war immer ein Mischstil.<br />

Eindeutig aber zeigt sich die Mikrophon-Naivität der Zeit <strong>und</strong> die Tatsache, daß noch<br />

niemand auf den Gedanken kam, stilistisch zu differenzieren, bei einem damals fast<br />

unvorstellbar »avantgardistischen« Werk namens Der tönende Stein, das in seiner<br />

Absicht <strong>und</strong> mit seinem monströsen Aufwand für viele zum Vorbild wurde: so für das<br />

erwähnte Großfunkspiel des Hamburger Direktorenehepaars Der Herr der Erde in sechs<br />

Teilen (8--13. Juli 926), das nach der Beschreibung seines Geräuschmeisters, Ingenieur<br />

Grunel, im gedruckten Programmheft, »nahezu alle möglichen Handlungen aller<br />

möglichen Akteure des Lebens bei allen möglichen Stämmen des Menschengeschlechts<br />

enthält«, da ein Teil bei den Indianern, ein Teil in Japan, ein Teil in Peru, ein Teil in Indien<br />

<strong>und</strong> der Rest zwischen den Wolkenkratzern New Yorks spielte. Auch Friedrich Bischoffs<br />

Sendung Hallo! Hier Welle Erdball! (1927, also fast ein Jahr später) war – schon der Titel<br />

verrät es – vom gleichen Schlag. <strong>Das</strong> schlesische Unternehmen ist übrigens vor allem<br />

deshalb berühmt geworden, weil es, in Berlin (allerdings erst 1928) noch einmal auf Film-<br />

Tonstreifen produziert, zur ersten ernsthaften Diskussion über das lange ersehnte '<br />

Tonaufzeichnungsverfahren für den R<strong>und</strong>funk Anlaß gab. Die Entscheidung fiel dann aber<br />

doch bald darauf zugunsten der Schallplatte statt des Films als Tonträger.<br />

Immerhin, der Film spielte bei dem monströsen Genre in an derer Weise eine anregende<br />

Rolle, bereits als diese Großfunk spiele in Berlin durch den Unternehmungsgeist des<br />

größten deutschen R<strong>und</strong>funktemperaments, Alfred Braun, geboren wurden. Denn er war<br />

der Autor <strong>und</strong> Regisseur des Tönenden Steins <strong>und</strong> damit jener Sendegattung »Hörfilm«,<br />

die vier Monate später für Hamburg, ein Jahr später für Breslau zum Modell wurde. Seit<br />

dieser Stein ins Rollen kam (6. März 1926), begannen die R<strong>und</strong>funkvirtuosen plötzlich<br />

überall auf ihren Instrumenten – Blickrichtung Ufa-Stadt Babelsberg – leidenschaftlich mit<br />

vollem Werk zu orgeln.<br />

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