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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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LOB DER »FUNKAUTOREN«. SIEBEN VON ELFHUNDERT<br />

http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />

Bis hierhin, bis 1927, ist die deutsche <strong>Hörspiel</strong>entwicklung mit einer einzigen Ausnahme<br />

(Ebermayers Der Minister ist ermordet von 1926) durch kein nennenswertes Manuskript<br />

zu belegen; die Fahndung war, soviel sie auch sonst wieder einbrachte, für die ersten vier<br />

R<strong>und</strong>funkjahre erfolglos.<br />

Auf Rat des Hamburger R<strong>und</strong>funkpublizisten Kurt Wagenführ hatten wir unter anderm an<br />

die »Union Européene de Radiodiffusion« nach Genf geschrieben. Wagenführ vermutete,<br />

daß der Berliner Ministerialrat Giesecke, der 1925 bei Gründung dieser Institution ihr<br />

Vizepräsident wurde, mit preußischer Genauigkeit auch für Ablage deutscher Texte im<br />

Genfer Archiv gesorgt habe. Als Antwort kam nur ein dünnes Päckchen, dem Umfang<br />

nach enttäuschend.<br />

Nicht so enttäuschend war der Inhalt. Die Sendung enthielt zwar bloß sieben Manuskripte,<br />

aber es handelte sich immerhin um sämtliche beim ersten Preisausschreiben der<br />

»Reichsr<strong>und</strong>funkgesellschaft«, Ende 1927, aus tausendeinh<strong>und</strong>ertsieben<strong>und</strong>siebzig<br />

Einsendungen ausgewählten <strong>und</strong> angekauften Werke. Dies sind (wie gesagt, außer<br />

Ebermayer) die ersten vollständigen Texte, die wir aus der deutschen <strong>Hörspiel</strong>geschichte<br />

besitzen. Und es ist der Extrakt eines Jahres. Außerdem ist sogar bis einschließlich 1928,<br />

dem letzten mageren Jahr, das den sieben fetten, der ersten Blütezeit der jungen Kunst<br />

von 1929 bis etwa 1936, vorausging, nichts, kein einziges Manuskript auf uns gekommen.<br />

So schien der F<strong>und</strong> fast eine Sensation zu sein. Aber um es gleich vorweg zu sagen:<br />

auch er dokumentiert die Dürftigkeit der Anfänge. Die Jury hatte Recht, wenn sie keinem<br />

der Einsender den Preis gab, wenn sie nur ankaufte. Die Redaktionen handelten<br />

verständlich, wenn sie bei den angekauften Stücken die Sendung hinauszögerten – zum<br />

Teil bis 1929 <strong>und</strong> 1930. Der Querschnitt durch den damaligen Stand der Funkdichtung,<br />

der aus dem Preisausschreiben resultiert, zeigt, daß – im Unterschied zu England, wo<br />

immerhin ein erfolgreicher Romancier das anfängliche Dunkel zu lichten versuchte – bei<br />

uns vor 1929 noch kein Schriftsteller von Rang der jungen <strong>Hörspiel</strong>form seine Gunst<br />

geschenkt hatte.<br />

Und doch bleibt man beim Studium der Manuskripte nicht ungerührt. Die Wirkung geht<br />

von der herrlichen Unbedenklichkeit der Zeit aus, die voll ist von Optimismus gegenüber<br />

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