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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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miteinander in Verbindung bringen können. Poetische Magie muß die Möglichkeit<br />

schaffen, muß das W<strong>und</strong>er tun.<br />

Zwischen den zahlreichen <strong>Hörspiel</strong>en des Inneren Monologs in der Nachfolge Kessers um<br />

1929 <strong>und</strong> Hirches Seltsamster Liebesgeschichte von 1953 liegt der zweite Beginn der<br />

<strong>Hörspiel</strong>entwicklung nach dem Kriege, liegt die Arbeit Günter Eichs. Ohne sie wäre es<br />

wohl nicht möglich, daß das innere Gespräch einer erdichteten Figur von einer anderen<br />

erdichteten Figur verstanden, daß aus zwei unhörbaren Monologen ein hörbarer Dialog<br />

wird. Der Vorgang setzt ein neues Wirklichkeitsbild voraus.<br />

AHNUNGSVOLLER ABGESANG<br />

Doch die Wendung, die die <strong>Hörspiel</strong>geschichte in ihrem zweiten Abschnitt nimmt, kündigt<br />

sich am Ende ihres ersten bereits an. Die Kölner <strong>Dramaturgie</strong> <strong>und</strong> Eduard Reinacher,<br />

ferner eine Berliner experimentelle Sendereihe, an der auch der junge Eich teilnimmt,<br />

bereiten sie vor.<br />

Der dreieinhalbseitige Artikel, der im achten Lennartz von 1959 über Reinacher steht ∗ ,<br />

muß von einem hellhörigen Kenner herrühren, denn im allgemeinen wissen selbst<br />

literarisch Versierte heute nicht viel von Reinachers umfangreichem <strong>und</strong> gewichtigem<br />

Werk, das vorwiegend aus Lyrik, aber auch aus Dramen, Romanen, Novellen <strong>und</strong><br />

Erzählungen besteht. Vielleicht trifft Hermann Hesses Urteil zu, daß der Dichter erst<br />

wieder entdeckt werden wird. Vielleicht hat der Autor gerade in den unabsichtlichen,<br />

kleinen Nebenarbeiten, die bekannt geblieben sind, sein Bestes gegeben. Doch steht ein<br />

Urteil über Reinachers Gesamtwerk hier nicht zur Diskussion, obwohl die genaue<br />

Überprüfung, die dazu notwendig wäre, sich sicher lohnte. Er wurde 1929, also in einem<br />

Jahr, das literarisch keineswegs arm war, mit dem Kleistpreis ausgezeichnet. Die<br />

Tatsache, daß der Siebzigjährige heute im allgemeinen Bewußtsein kaum einen Platz hat,<br />

spricht vielleicht weniger gegen ihn als gegen uns.<br />

Ernst Hardt gebührt das Verdienst, Reinacher zuerst als Autor, dann – 1932/33 – auch als<br />

Dramaturgen an seinen Sender geholt zu haben. Neben den beiden Berliner<br />

<strong>Hörspiel</strong>dramaturgien (Mittelwelle <strong>und</strong> Langwelle), die es mit der Millionenstadt im Rücken<br />

natürlich leichter hatten, spielte die Kölner <strong>Dramaturgie</strong> damals offensichtlich die erste<br />

∗ Franz Lennartz: Deutsche Dichter <strong>und</strong> Schriftsteller unserer Zeit, 8. Auflage, Stuttgart 1959.<br />

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