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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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Setúbal gezeigt wurde. In der <strong>Dramaturgie</strong> meint der Begriff Blende immer, wenn es nicht<br />

ausdrücklich anders gesagt wird, in diesem übertragenen Sinne einen Übergang, der vom<br />

Dichter geschaffen wird, wobei ihn der Techniker nachher nur vielleicht unterstützt. Nur so<br />

werde ich das Wort hier künftig gebrauchen. Denn über die verschiedenen Anwendungen<br />

<strong>und</strong> Möglichkeiten der technischen Blende ausführlich zu sprechen (Anblenden,<br />

Einblenden, Ausblenden, Überblenden, Durchblenden), wäre nur in einer Schule für<br />

Regisseure lohnend. ∗<br />

Poetische Blenden, Phantasieblenden, spielen im <strong>Hörspiel</strong> dagegen eine große Rolle,<br />

sind immer – nachdrücklich vermittelt durch die Kunst der Darstellung <strong>und</strong> die akustische<br />

Präzision – ein synchroner Vorgang zwischen Dichter <strong>und</strong> Hörer – mit all den<br />

unendlichen, sprunghaften Bewegungsmöglichkeiten der künstlerischen Phantasie. Diese<br />

Synchronisation funktioniert so direkt <strong>und</strong> so leicht, daß darüber oft die vermittelnde Rolle<br />

der Technik <strong>und</strong> der Darsteller vergessen wird.<br />

DAS INNERE UND DAS ÄUSSERE<br />

Was ist es nun, was über die räumliche Distanz hinweg vermittelt wird, die dabei ganz<br />

zusammenzuschmelzen scheint? Was umfaßt der Begriff Imagination? Wenn wir an<br />

dieser Stelle nicht die <strong>Dramaturgie</strong> aus den Augen verlieren, uns nicht im Gestrüpp der<br />

Sprachphilosophie <strong>und</strong> der Sprachpsychologie verirren wollen, müssen wir uns mit der<br />

abkürzenden, negativen Feststellung begnügen, daß die Imagination nicht – wie ein Film<br />

– bloß Bilder enthält. Es ist unter Psychologen sogar eine Streitfrage, wie weit es sich bei<br />

Phantasievorstellungen wirklich um konturierte Bilder handele, wie weit um bloße<br />

Spannungsvorgänge. Doch ist diese Frage hier belanglos. Wichtig ist, daß außer<br />

Vorstellungen <strong>und</strong> Anschauungen immer auch dynamische Komplexe aus Emotionen <strong>und</strong><br />

Assoziationen, aus Begriffen <strong>und</strong> Gedanken an den Imaginationen hängen.<br />

Es ist im <strong>Hörspiel</strong> <strong>und</strong>enkbar, eine äußere, Bild <strong>und</strong> Handlung vermittelnde Schicht <strong>und</strong><br />

eine innere, in der die Ideen wohnen, zu trennen. Durch Stimme <strong>und</strong> Wort wird zwar<br />

∗ »Anblenden« oder »Einblenden«: Wort, Ton oder Geräusch, meist am Anfang eines Cuts oder einer<br />

Szene, durch geschicktes Aufziehen des Reglers daran hindern, daß sie scharf herein»knallen«. –<br />

»Ausblenden« ist etwa das Gegenteil: langsames oder schnelleres Verschwindenlassen von Wort, Ton<br />

oder Geräusch am Schluß einer Szene oder eines Cuts. – »Überblenden«: eine Szene ausblenden, dann<br />

die andere einblenden. – »Durchblenden«: von einer Szene zur andern blenden, doch so, daß, wenn die<br />

eine verschwindet, die andre schon kommt, also beide ein Stück weit gleichzeitig zu hören sind. –<br />

»Schnitt« ist im Gegensatz zur Blende ein jäher Vorgang; »anschneiden« heißt, einen harten Übergang<br />

machen.<br />

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