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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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jüngere Entdeckung, wurde der Repertoire-Begriff tatsächlich bereits 1927 in<br />

Zusammenhang mit dem <strong>Hörspiel</strong> gebracht, freilich nur einmal <strong>und</strong> ohne weitere Wirkung,<br />

nämlich von Bertolt Brecht.<br />

Im Berliner Börsen-Courier vom 25. Dezember 1927 nimmt, nach dem<br />

R<strong>und</strong>funkintendanten Hagemann, Brecht zu der Frage Stellung: »Wie können die<br />

R<strong>und</strong>funkprogramme künstlerischer <strong>und</strong> aktueller werden?« Aus Brechts Beitrag<br />

interessieren um ihrer Gescheitheit <strong>und</strong> um der Kuriosität willen folgende Sätze:<br />

»Was die <strong>Hörspiel</strong>e betrifft, so sind hier ja tatsächlich von Alfred Braun interessante<br />

Versuche unternommen worden. Der akustische Raum, den Arnolt Bronnen versucht,<br />

muß ausprobiert, diese Versuche müssen von mehreren fortgesetzt werden. Dazu dürfen<br />

auch weiterhin nur die allerbesten Leute herangezogen werden. Der große Epiker Alfred<br />

Döblin wohnt Frankfurter Allee 244. Ich kann Ihnen aber vorher sagen, daß alle diese<br />

Versuche an den ganz lächerlichen <strong>und</strong> schäbigen Honoraren scheitern werden, die die<br />

Funkst<strong>und</strong>e für solche kulturellen Zwecke zu vergeben hat. Im Gegensatz zu der<br />

anständigen Bezahlung der Schauspieler <strong>und</strong> sonstigen Vortragenden sind die<br />

literarischen Honorare so schlecht, daß auf die Dauer solche Arbeiten ausschließlich für<br />

das Radio nicht zustande kommen können. Mit der Zeit müssen Sie auch endlich eine Art<br />

Repertoire schaffen, d. h. Sie müssen Stücke in bestimmten Intervallen, sagen wir<br />

alljährlich, aufführen.« (Im weiteren Text fordert Brecht die Errichtung eines Experimental-<br />

Studios <strong>und</strong> genaue öffentliche Rechnungslegung über die Verwendung eingenommener<br />

Gelder.)<br />

Als in Hamburg ein Vierteljahrh<strong>und</strong>ert später versucht wurde, ein <strong>Hörspiel</strong>repertoire zu<br />

schaffen, geschah das zum Teil sogar aus dem gleichen Gr<strong>und</strong>, den Brecht angeführt<br />

hatte: das <strong>Hörspiel</strong>schreiben sollte lukrativer werden. Denn natürlich ist die Behauptung,<br />

daß der R<strong>und</strong>funk für seine Autoren Phantasiesummen auswerfe, niemals zutreffend<br />

gewesen. Diese Behauptung wird nur immer wieder in Umlauf gesetzt – von<br />

Theaterleuten, die damit allzuleicht erklären zu können glauben, warum ihnen junge<br />

Dramatiker <strong>und</strong> neue Stücke fehlen, während der Funk von Anfang an die Schriftsteller<br />

<strong>und</strong> Dichter der Zeit zu Fre<strong>und</strong>en hatte. ∗ Dabei hätten es die Theaterleute nicht schwer,<br />

nachzuprüfen, daß der gesamte Jahresetat einer <strong>Hörspiel</strong>abteilung nicht höher ist als –<br />

∗ Vgl. z. B. Akzente, Heft 6/1954: Günther Skopnik, Theater <strong>und</strong> <strong>Hörspiel</strong>e, S. 524.<br />

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