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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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EINLEITUNG<br />

EIN ZWISCHENZEITALTER DES GESPROCHENEN WORTES<br />

»Wie das Wort so wichtig dort war,<br />

weil es ein gesprochen Wort war«<br />

(Westöstlicher Divan)<br />

http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />

Es gibt in dieser Epoche, so eschatologisch umwölkt sie ist, gelegentlich aufgehellte<br />

Zwischenzeiten eigner Art. Wir sehen sie vielleicht manchmal zu romantisch – so die<br />

»Goldnen Zwanziger Jahre«; mandunal aber sehen wir sie vielleicht auch nicht<br />

romantisch genug – als Chancen, die uns nachdrücklich an noch nicht verlorene<br />

Möglichkeiten erinnern, über die wir uns Gedanken machen sollen.<br />

Zwischen den r<strong>und</strong> vierh<strong>und</strong>ert Jahren, in denen der Buchstabe durch Buch- <strong>und</strong><br />

Zeitungsdruck die Geistes- <strong>und</strong> Weltgeschichte, die sprachliche <strong>und</strong> politische<br />

Entwicklung bestimmte, <strong>und</strong> jener Zukunft, die nun wohl durch die Diktatur der<br />

Fernsehbilder über unsere leichtgelähmten Gehirne gekennzeichnet sein wird, lagen<br />

vierzig Jahre, in denen noch einmal die lebendige, gesprochene Sprache zur Geltung<br />

kam. Der R<strong>und</strong>funk wurde das beherrschende Kommunikationsmittel.<br />

Natürlich hatte auch er – vielleicht sogar überwiegend in seiner kurzen <strong>Geschichte</strong> –<br />

schreckliche Aspekte: Gedankenabtötung durch pseudomusikalische Berieselung,<br />

gigantische Befehlsausgabe <strong>und</strong> Antriebsmittel zu kollektiver Selbstvernichtung. Doch<br />

sollte man einem Instrument den Mißbrauch, den man mit ihm trieb, nicht anrechnen, ehe<br />

man sich nicht klar ist, ob dieser Mißbrauch nicht vielleicht gar wider die eigentliche Natur<br />

des Instruments zustande kam. Die Frage ist, wohin uns der R<strong>und</strong>funk führt, solange wir<br />

ihn richtig führen. Und diese Frage scheint heute interessanter als je – nicht nur, weil wir<br />

durch allerlei Erfahrungen klüger geworden sein könnten, sondern auch, weil die<br />

Möglichkeiten zu solchem Mißbrauch künftig vermutlich vom Fernsehen besser<br />

wahrgenommen werden, so daß der R<strong>und</strong>funk außer Gefahr ist. Was aber die<br />

Vergangenheit betrifft: wie müßte ein Medium wohl beschaffen gewesen sein, das nicht<br />

unheilvoll eingesetzt werden konnte, da doch jeder <strong>und</strong> alles unheilvoll eingesetzt war?<br />

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